Insekten-Belustigung

Unglaublich lästig. Nervig. Unangenehm durch eine zu laute und obszöne Gelenkigkeit. Wer so über Kunst denkt, der scheint in Wahrheit Insekten zu meinen. Doch „wer einmal angefangen hat, die Insekten etwas genauer anzuschauen, der wird in Betrachtung derselben nicht so leicht müde werden; dann die in ihnen sich äussernde Mannigfaltigkeit schaffet alle Tage ein anders Vergnügen, und belohnet seinen Fleiß immerzu mit neuen Entdeckungen“, so August Rösel von Rosenhof (Naturforscher, Miniaturmaler und Kupferstecher) in seiner vierbändigen „Insekten-Belustigung“.

Und der Dichter Hugo Ball fügt dem oben Gesagten hinzu: „Sie haben Völker und Götter und Mythen untereinander. Althochheilige Bräuche / Und Philosophien. Sie sind Feueranbeter. Sie pflegen den Selbstmord. / Sie fliehen die Erde und deren Plumpheit. Sie sind nicht abzuhalten / Von ihrem Verderben… mit dem Furor der Besessnen und Todgeweihten / Stürzen sie sich in die Magie dieses Feuermeers, hochtrabend und gierig. / Bis sie vom Funken erfaßt aufknistern und prasseln und Schiffbruch leiden / Wie Segelschiffe mit brennendem Takelwerk.“ Vielen von uns erscheint diese (Kunst)Tradition heutzutage längst überholt, nicht zeitgemäß, nicht mehr relevant. Ich finde das alles nach wie vor großartig: „tagtäglich kopfüber in donquichotische Feldzüge gegen den Himmel.“