Judith

„Es gibt keine sexuellen Beziehungen“, hat Jacques Lacan geschrieben und meinte damit, dass der reine Sex den Menschen letztlich auf sich selbst und die eigenen Projektionen und Fantasmen zurückwerfe. Judith und Holofernes sind solche Fantasmen aus dem Buch Judit des Alten Testaments. Ihre Geschichte ist in unzähligen Variationen in Werken der abendländischen Kunst, Musik und Literatur dargestellt worden. Judith als Verkörperung von Mut, Entschlossenheit, aufopferungsvoller Vaterlandsliebe, verknüpft mit weiblicher Schönheit – „sie hatte eine schöne Gestalt und ein blühendes Aussehen“– hat immer wieder die Phantasie der Künstler beflügelt. Vor allem das blutige Schauspiel der Enthauptung des Holofernes wurde zu einem häufig variierten Sujet (Bildthema) vom späten Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert. Dargestellt wird Judith meist als junge und schöne, reich gekleidete Frau, mit einem Schwert in der Hand, mit dem blutigen Haupt des Holofernes, seltener auch mit entblößter Brust oder nackt. Kunst als eine unheimliche Lebens- oder Überlebenskonstruktion, ein System aus Kontrolle, Introvertiertheit und manischer, sublimierter, sexueller Aktivität. Oder eben etwas völlig anderes … Eine Zeichnung. So wie hier bei mir: