Leben und Werk

(Der Ort: Ein Museum. „Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?“ sprach das Mädchen, nahm die Spindel in die Hand und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt… stach sie sich in den Finger & drei Blutstropfen fielen zu Boden.) Meine Kunst, sie speist sich aus solchen Erinnerungen! Erinnerungen an ein anderes (Er)-Leben…

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All meine Werke gleichen jenen Blutstropfen, die man hinterlässt, wenn man sich verletzt hat. „Wir wollen, dass das Erlebte unser Leben prägt!“ Und genau das ist der Grund, warum ich überhaupt male, zeichne oder collagiere. Dem inneren „Erlebnisstrom“ gebe ich ein Gesicht, ein Aussehen…& nenne dieses Tun, in Ermangelung eines anderen Begriffes, schlichtweg „KUNST“. Am Anfang versuchte ich mein Erleben durch die Fotografie zu dokumentieren. Aber das Abbild meiner Umwelt erschien mir als Medium nicht ausreichend dafür. Die Reflexion auf mein Erleben, sie sollte/musste etwas anderes sein… sie sollte/musste anders aussehen!

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Inzwischen schenkt mir meine jetzige Kunst im Tun Erlebnisse & aber sie schenkt mir gleichzeitig (schemenhafte?) Erinnerungen an die Erlebnisse, die eben durch Reflexion wieder in mein Bewusstsein gelangen: das ist, so gesehen, ein ewiges Spiel (Mit mir als Spieler, Spielplatz und das Umspielte gleichzeitig). Ich kann durch meine Kunst ein Erlebnis in mir wachrufen, darüber nachdenken und das Bild dieser Erlebnisse mit anderen Bildern vergleichen. Es ist mir möglich Erinnerungen und Vorstellungen an diese (inneren) Erlebnisse zu verändern, um wiederum neue Bilder zu (er)schaffen. Die Bilder geschehen!

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Ich kann sie nicht beeinflussen. Sie sind da… auch wie eine Erinnerung, die ich lieber nicht gemacht hätte, die mir Angst einflösst. Auf der anderen Seite schenkt mir die Kunst Erinnerungen an Erlebnisse, die ich sehr gerne genossen habe… oder (auch nur gerne) genossen hätte… Freude, Glück, endlose Höhepunkte.

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Meine Kunst ist für mich also dieses (besondere) Erleben, was mein ganzes Leben prägt. Kein Urlaub hat mich je so nachhaltig beeindruckt, wie eine Zeichnung, die ich aus einem Impuls heraus anfertigte. Keine Reise hat je so tiefe Spuren in mir hinterlassen, wie es bestimmte Bilder vermochten, die sich aufdrängen… um gemalt zu werden… oder die schon geschaffen wurden.

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„Lauf, Pferchen, lauf“, „Der Gott meiner Liebe war sterblich“ waren nur zwei Titel von Erlebnissen, die sich einst in mir festgesetzt hatten, die mein Denken, mein Empfinden und Bewusstsein nachhaltig geformt haben/hatten. „Die männermordende Sopranistin“, „Die Spielsachen des jungen Herrn“, „Rosenfingerchen“, „Das Lied der schönen Hermaphroditin“ – allesamt Bilder, die hinter den Spiegeln gemalt wurden, die wir realer Weise als Grenzen ansehen. Warum nur?

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Geteilte Erinnerungen, behauptet man, würde Menschen näher zusammen bringen. Aber für meine Kunst scheint das nicht zu gelten! Denn meine Erinnerungen – egal sie ich sie benenne – sie verschrecken, so sagt man mir, durch ihre… „Unmittelbarkeit?!“ Aber als „unmittelbar“ wird doch generell dasjenige bezeichnet, was ohne vorherige Verarbeitung oder Ursache gegeben ist.

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Meine Bilder haben jedoch alle ihre vorherige Verarbeitung erfahren. Und sie haben ihre Ursache. In mir! Unmittelbar ist etwas, was durch keinen Prozess und keine anderweitige Erklärung verständlich gemacht und daher ursprünglich ist. Ich bin aber ihre indirekte Erklärung! Und ich erkläre: ich erschaffe keine Bilder für irgendeine pauschale Reisegruppe, noch male oder zeichne ich für zigtausend Follower; Ich schaffe meine Bilder(-erlebnisse) nur für Einsame!

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