mann spricht kunst

Vorwort

in medias res (lat. = mitten in der Sache)

„Was tust du, wenn du melancholisch bist? Malst du dann… auch?“, fragte mich ein liebevolles Gegenüber. Und ich antwortete: „Gerade dann!“ „O!“ Das war ein sehr großes, trauriges »O«, was mir geschenkt wurde. „Du könntest mir ja mal einen Brief schreiben.“ Das sollte aufmunternd klingen. Doch wenn man melancholisch ist, sagt man schon einmal tief seufzend zu sich oder seinem Gegenüber: „Dir einen zu Brief zu schreiben ist wie einen Zettel in eine Flasche stecken und hoffen, er wird Japan erreichen.“ 

Oje. Das klang wahrlich schon sehr betrübt. Gleichzeitig ist so eine Schwermütigkeit durchaus eine Stimmung, die zum Malen inspiriert. Oder, ich gebe dies gerne zu Protokoll, mich zum Briefe schreiben reizt. Ich bin nämlich nicht nur Maler. Ich bin auch ein…

… ein Schreiberling. Tief in meiner Seele bin ich – davon bin ich überzeugt – Sekretaris, der Schreiber aus „Asterix bei Kleopatra.“  Wer von uns bekommt nicht gerne eine zärtliche Zeile zugesendet? Oder gar einen seitenlangen Liebesbrief? Von Hand geschrieben!

Das Glück, was eine Postkarte oder so ein Brief auslösen können, beginnt aber nicht erst beim Lesen! O, nein. Selbst wenn ein Brief auf höchst abenteuerlichen Wegen seinen Zielort erreichen sollte, das Glück beginnt in Wahrheit schon beim Schreiben von solch kleinen (analogen) Kunstwerken wie Brief oder Postkarte! Und später – das ist der wirkliche Traum und der sehnlichste Wunsch – dann, wenn die Liebste oder der Liebste den Brief, die Postkarte, aus-dem-Briefkasten-fischt, dann entfalten Brief und Postkarte augenblicklich ihre großartige Pracht!

Postkarte und Brief vermitteln die Wertschätzung zu einer ganz bestimmten Person so eindeutig, dass sie schon zu wirken beginnt, noch bevor man den Absender gelesen hat. Es gab Zeiten, da war ich dermaßen verzweifelt, da habe ich mir selber einen Liebesbrief geschrieben. Zur Rettung.

Aber noch lieber ist es mir, andere zu retten. Ich umarmte mein Gegenüber und flüsterte in ihr Ohr: „Warte nur, bis du nach Hause kommst… Ich glaube, du hast Post!“

„Ojaaaaaaa,“ stöhnte sie und ergänzte: „Tut mir leid. Ich muss, wenn ich Post bekomme, oder von Dir erwarte, immer so laut stöhnen. Mein Nachbar hat sich sogar schon einmal darüber mokiert. Ich kann mein Stöhnen aber nicht unterdrücken. Ich weiß auch nicht warum…“ (Eine wirklich überaus niedlich-exzentrische Eigenart, dachte ich bei mir.) „Och. Das ist was ganz Normales,“ hörte ich mich mit hochrot-heißen Kopf stammeln, „…und nichts, was man unterdrücken müsste! Wenn du es aber möchtest, dann bitte deinen Freund doch einfach dich zu küssen.“

Und dann küssten wir uns!

Schlusswort

Sekretaris spricht lateinisch, griechisch oder keltisch. Ich spreche und schreibe kunst.

(mit Dank an Albert Uderzo)