Mein Leben ein Werk #3

Für mich ist Kunst gleichbedeutend mit einem auffordernden „Erkenne dich selbst“.

Das heißt, ich soll mich nicht bloß in Worten und Äußerlichkeiten tagtäglich fröhlich verlieren, sondern soll die eigene Grundhaltung, die eigene Lebensführung, das heißt, mein ganzes (mein künstlerisches, wie mein soziales) Tun und Lassen sorgfältig und beständig in den Blick nehmen. Ich soll nachdenken. Vordenken. Überhaupt soll ich denken! Meine Kunst ermöglich mir dieses Denken. Aber sie tut es in einer fremdartigen, komplizierten Sprache. Vergleichbar, wenn ich einen Vergleich heranziehen sollte, vielleicht mit der Sprache vom Volk der Comanche. Deren Sprache hat den für mich unaussprechlichen Namen „Numurekwa’etuu“. Die Sprache der Comanche ist kaum verschriftlicht. In diesem Punkt geht es jeder unserer bildenden Kunst „besser“, gleichwohl ist die Grammatik unserer Kunst äußerst kompliziert. Aber sie existiert. Wer wollte das leugnen? Sie zu lernen, sie zu verstehen, führt mich immer tiefer in den Kaninchenbau meiner Existenz. Oft komme ich mir vor wie ein funktionaler Analphabet, ich lerne Gedichte auswendig, orientiere mich an Farben und Formen; ich komme in meinem Leben zurecht, habe Familie, einen funktionierenden Alltag, aber erkannt habe ich mich längst noch nicht… Mit Hilfe der Kunst=Sprache finde ich, so hoffe ich, eines Tages den Weg durch das Labyrinth meiner Seele zu mir selbst (zurück). Genau das bedeutet es, wenn ich schreibe, ich versuche aus dem eigenen Leben ein Werk zu machen.