Möpse

In meinem letzten Traum schlingert ein Cartoonist in eine tiefe Sinnkrise, weil er davon überzeugt ist, dass er den Metatext verloren hat, der seine zeichnerische Arbeit unterstreicht bzw. letztendlich erst richtig erklärt. Mit ´Metatext´ (griechisch ´meta´: ´zwischen, hinter, nach´) meint er selber die ´transtextuellen´ Beziehungen, den Kommentar eines Textes durch einen anderen. So wie das beispielsweise in Form der Literaturkritik oder des wissenschaftlichen Schreibens über Literatur geschieht. Diesen verloren geglaubten Text sucht er in einem Wald bzw. unter einem weiß lackierten Campingtisch, der dort, unter einigen Bäumen, auf einer winzigkleinen Lichtung steht. Die Tischplatte ist noch feucht von der Nacht und vereinzelt kleben Blätter auf ihrer Oberfläche. Der Cartoonist kriecht auf allen vieren unter diesen Tisch und wühlt dort, mit bloßen Händen, in der Erde. Die Suche nach dem Text ist ihm immens wichtig. Er ist wahrlich besessen davon. Unglücklicherweise wird er nicht fündig. „Und dann kamen noch die Stimmen in meinem Kopf dazu, die mich verhöhnten,“ erklärt der Cartoonist. Um seine elende Misere zu verarbeiten, nimmt er eine Box mit drei CDs auf. Als Titel für dieses Hörbuch wählt der Mann das schlichte Wort „Möpse“.

Wer solche Träume hat, denke ich, der muss sich wirklich nicht wundern, dass die Welt einem äußerst banal erscheint. Und außerdem: Campingtische waren mir schon von jeher suspekt! Aber den Titel des Hörbuchs – in meinem letzten Traum – den fand ich gut. Der sagte mir irgendwas.

(Dieser Artikel ist für meine gute, liebe Freundin Cornel [„Schau, Cornel, ich kann auch lustig…“] und für alle angehenden Psychologen, die in einer Baumschule praktizieren müssen.)