„Only Hut“

Inzwischen ist mir schmerzlich klar geworden, dass die bildende Kunst vom Markt genommen worden ist, die zu sehr an so existenziellen Begriffen rührte wie Geburt, Leben oder Tod. Manch eine Arbeit im Museum oder in Galerien ist absolut kunstfrei geworden, so wie manches Essen heute selbstverständlich glutenfrei ist. Es gibt laktosefreien Joghurt, als auch die Arbeiten von Jonathan Meese mit seiner vordergründigen Rabaukerei. Beides für Menschen geeignet, denen altwürdige Hausmannskost oder -kunst Bauchschmerzen macht oder zu heftigen Blähungen führt. Der Kunstmarkt hat sich den Bedürfnissen der Menschen also genauso angepasst wie unsere Lebensmitteldiscounter. VEGAN ist auf unseren Speisekarten inzwischen ebenso geläufig, wie die Tatsache KUNSTFREI in Galerien oder auf Biennalen. So wie uns Ernährungswissenschaftler für die Dinge sensibilisieren, die wir tagtäglich unbedacht zu uns nehmen, so gibt es kluge Köpfe, die Augen und Geist schützen, indem sie uns vor allzu mehlschwitzigem Kunstgerede schützen. Oder vor der Kunst, die so hip daher kommt wie Inline-Skaten, Barttragen und Schokolade zusammen. „Ficki-Ficki“ (im Sinne von „Pirelli-Pirelli“) bleibt auch heute noch nach wie vor in Ordnung, aber wirkliche Liebe, warmherziger Glaube und romantische Hoffnung werden durch Ersatzstoffe ersetzt! Oder sie, die Kunst, ist nur noch in winzigsten homöopathischen Einheiten im Werk vorhanden, wenn überhaupt. Ein gehäuteter Tierschädel in einem Glaskasten erinnert in seiner „Blinki-Blinki-Präsentation“ allenfalls noch an ein idiotisches Plastikspielzeug bei Toys`R´Us. Aber die Kunst sinkt derweil auf die Knie und seufzt: „Wer darf denn sagen, er stehe fest, wenn auch das Schöne seinem Schicksal entgegenreift, wenn auch das Göttliche sich demütigen muss und die Sterblichkeit mit allem Sterblichen teilen!“ (Diese kleine Textpassage ist meiner Geschichte „Therapiegespräch mit Kevin Spacey oder Wie man mit der Diagnose Kunst trotzdem glücklich weiter leben kann“ entnommen)

BachOnlyHut

„…unwillkommene Wahrheiten aussprechen und trotzdem geliebt zu werden. Es gehört zu dem zweifelhaften, moralischen Charakter, den man Künstlern nachsagt.“ (Jonathan Franzen)