Realität findet im Kopf statt

Ludwig Wittgenstein bemängelte zeitlebend einen gedankenlosen Sprachgebrauch. Wir seien, so der Philosoph, von bestimmten natürlichen Bildern gefangen. Alles würde zu einer Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel der Sprache führen. Solche Sprachverwirrungen würden auf etwas Krankhaftes in unserer Lebensführung hindeuten.

Künstlerisches Schaffen, würde ich behaupten, trägt immer die Merkmale einer Krankheit. O ja. Ich spreche aus, was man nicht sieht: ich habe ein Kakteenherz, spiele mit dem Bogen auf jedem seiner Stachel Musik; meine Zuhörerin, Frau Scholz vom Schiefen Turm von Pisa, ist (m)eine Seerosendompteuse. Sie weiß, dass in guter Kunst gute Gedanken verborgen sind: gegenstandslose Bilder regen zum Sprechen an, fordern zum Schreiben auf. Und der Schreibweg führt mich hinauf zum Bild, dorthin, wo Störche Fische und Fische das Schabraken-Tapier durchs Dorf jagen. Der Dorfteich weist ein weiches Muster auf und kann mit Autoscootern umrundet werden. Gegen den Uhrzeigersinn, immer nur gegen diesen Sinn. Zwischen Zeichnung und Schrift, zwischen Dichtung und Malerei hindurch zu meiner wahren Realität…