Suche nach einer gegenwärtigen Vergangenheit

Es steckt so viel mehr lebendige Vergangenheit unter der alltäglichen, uns einlullender Oberfläche der Gegenwart, als wir gemeinhin wahr haben möchten. Um allerdings an das ewig währende, vierblättrige Delta der Vergangenheit zu gelangen, dafür ist es wichtig sie korrekt aus- bzw. aufzunehmen. Nur so können wir das meiste von ihren Träumen, ihren Sehnsüchten, ihren Irrtümern und auch Wirrungen aus ihr herauszuholen, ohne dabei unsere eigene Gegenwart zu kontaminieren. Setzen wir die Vergangenheit auf einen Stuhl.

Oder legen wir sie ruhig auf den Rücken. Und durchtrennen wir dann als erstes das bunte Band der Zeit, teilen wir die sporenblitzenden Fluten, die sich am Fuß jedes Erlebnishorizontes in die Tiefe stürzen. Darunter wird sicherlich ein Liebesbrief mit zauberhaften Ausdrucksmängeln freigelegt. Um ihn richtig zu entziffern, müssen wir zuerst seine dünne Papierschicht durchtrennen. Nur wenig später singen wir dann gegen den jähen Wind der Abend-, wie auch der Morgenzärtlichkeiten an. Dies erfordert durchaus ein wenig poetische Übung… ist aber machbar. Im weichen Sand der Vergangenheit suchen wir schließlich alle nach unseren tief in uns vergrabenen Namen.