Todes- und Erinnerungstage

Vor zwei Jahren verstarb meine Mutter, während ich sie noch in meinen Armen halten durfte. Sie strich mir ein letztes Mal über den Rücken, als wolle sie mir sagen „Es ist alles gut“, dann ging sie von mir. Auch bei meinem Vater war ich in den letzten Minuten an seiner Seite. Unfähig die Situation irgendwie rational begreifen und fassen zu können, blickte ich meinen Vater an, wie er dalag, fast schon dieser Welt entrückt, und forderte ihn auf: „Stell dich jetzt nicht tot. Sag mal was.“

Inzwischen weiß ich, dass beide Eltern nicht wirklich von mir gegangen sind. Im Gegenteil.

Sie sind in mich eingezogen; wir alle haben uns in meinem Herzen eingerichtet. Dort umarme ich sie tagtäglich so pausbäckig, wie ich als Kind meine Lieblingspuppe umarmt habe. Bestimmte Rituale verändern sich eben nie. Wenn man die Augen schließt und liebevoll nach innen schaut.