Trunkene √ersuche – ?

ER (ADAM): Es ist nicht so einfach dir zu erklären, was mich am Thema „Antonius“ so fesselt und begeistert. DER BRUDER : Versuch es. Schweigen ist wie Schlaf oder Wollust ein großer Feind wider des Geistes. Heißt es nicht so? ER (ADAM) : Ja?! In Ordnung. Ich will es versuchen. DER BRUDER: Ja, bitte. Versuche es doch einfach.

Spiegelungen um Spiegelungen folgen. Die Welt: ein sich drehendes Karussell.

ER (ADAM): Kunst erklären – ?: Höre: Wenn ich mich zum Nordwinde wende bricht ein Bataillon in Geheul aus… Und eines Feiglings Haar mischt sich mit dem Schrecken der Einsamkeit… Sieh! Sieh!

WIR SEHEN wie die beiden Männer vor dem Schaufenster einer Buchhandlung stehen bleiben. ER (ADAM): Da! Ich glaub es ja gar nicht. Flaubert! Und da: sein heiliger Antoniuus. Das ganze Schaufenster voll mit Flaubert-Lektüre. Was soll ich sagen? Wenn das nicht Zufall ist.

WIR SEHEN zwei s/w-Fotografien, die Flaubert zeigen. Die erste ist von Nadar, die zweite ist eine berühmte Aufnahme seiner Totenmaske.

DER BRUDER (zeigt auf die Totenmaske): Die kenne ich doch! Hast du mit dieser Fotografie nicht einmal eine Collage angefertigt? Du hattest diesem Portrait einen Ballknebel verabreicht, wenn ich mich recht erinnere. ER (ADAM): Richtig. Sie hängt in meinem Atelier. „Der Wahnsinn wie das Heilige sind längst nicht mehr in den Menschen drinnen, sie sind draußen, überall“. So lautet ihr, ich gebe es zu, etwas zu langer Titel. DER BRUDER: Ein wenig. Ja. ER (ADAM): Meine Kunst, ein „Sadomaso-Kebel“? Ein Gag, der aber nicht effektiv genug ist, um mich gänzlich zum Schweigen zu bringen? Nein! Die Luftzufuhr müsste schon komplett unterbrochen sein. Und das ist sie nicht. Die meisten Knebel hindern eine Person zwar daran, sich über Sprache zu verständigen, erlauben aber trotzdem laute und unartikulierte Gesten und Bilder, um nach Hilfe zu rufen. Das ist die tiefere Bedeutung jeder Kunst: nach Hilfe zu rufen!