Über die Neigung die Realität neu zu gestalten

Unsere Kunstauffassungen haben sich im Laufe der Zeit stark verändert. Damit sind, in meinen Augen, allerdings nur die unterschiedlichen Einfassungen der jeweiligen Spiegel gemeint, durch den die Betrachter ins Wunderland der Kunst oder der Träume zu treten vermögen. Es gibt Barockrahmen, Jugendstilrahmen, Spiegel mit Rahmen im Art Deco Stil oder Kinderzimmer-Spiegel von Edelstahl umrankt in Form eines Kaninchens. Manchmal erscheint uns ein Spiegel blind, wenn er längere Zeit zu starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Oder der normale Alterungsprozess kann zu solch blinden Stellen führen.

Aber der Spiegel bleibt immer das Nichts als Widerstand für Alles. Er bleibt die Demarkationslinie zwischen angenommener Wirklichkeit und wirklicher Angenommenheit. Wir lassen den Makel der Abbildung hinter uns, wenn wir durch ihn hindurch auf eine andere Seite treten. Wer jedoch mit analytischen Blick am erdenschweren Material festhält, an Öl auf Leinwand, an Acryl auf Pappen, der wird nie eine Welt betreten, in der Bienen in einem Löwenskelett ihren Bienenstock errichtet haben. Derjenige, welcher den Honig in dieser Welt mit der bloßen Hand begreift, beginnt mit den Augen eines Künstlers zu sehen.