Über meine Welt hin ziehn Wolken voller Wörter

Was wird am Universum durch Bezeichnungen oder Beschreibungen wirklich für uns fassbar? Seit Tausendundeiner Nacht und Tag gibt es das Bild-Geschlecht und das Wort-Geschlecht. Es gab einst auch das aus beiden zusammengesetzte Geschlecht der Kunst…

Die Neurowissenschaft behauptet, das der Mensch über visuelle Eindrücke nur dann nachzudenken vermag, wenn er diese visuellen Erlebnisse in Worte umwandelt. Gerne würde ich hier nicht von Umwandlung sprechen, sonder eher von einer Übersetzung. Bild und Wort stellen für mich von jeher eigenständige Sprachen dar, mit ganz eigenen Fragen nach Selbst-, Fremd- und Weltverstehen. Mit beiden Sprachen beschreibe/bezeichne ich ständig meine Wirklichkeit. Oder versuche es zumindest. Das eigentliche Umwandeln=Übersetzen der Bildsprache in eine Wortsprache ist kompliziert, allein schon aufgrund der strukturellen Divergenzen zwischen dem Paar. Die offensichtlichen Unterschiede zwischen Wort und Bild führen doch meist nur zu unverständlichen Formulierungen, wie man sie aus staubtrockenen Katalogvorworten zu irgendeiner Ausstellung von Gemälden kennt. Meine Übersetzungspraxis ist daher eher eine Verständnispraxis. Bild und Wort bleiben ihr Leben lang differenziert, rücken aber durch ihr aktives (Ein-)Wirken auf meine Wirklichkeit sehr eng zusammen. Worte und Bilder wollen mir einen Weg in den Himmel bahnen. Es geht das Gerücht, das vor Urzeiten beide zusammen eine Gestalt besaßen, aber dann in zwei Hälften zerschnitten wurden. Seitdem beschreiten beide Teile getrennt voneinander ihre/meine Wege…