Verstaubte Biografie (nicht nur in schwarz und weiß getaucht)

Etwa 11.000 Meter unterhalb des Meeresspiegels liegt die tiefste Stelle des Marianengraben. Doch diese Tiefe ist nichts im Vergleich zum eigenen Urgrund, zu dem ich seit 57 Jahren versuche vorzustoßen…

Allerdings ist dieses Unterfangen in Misskredit geraten. Ein Künstler, der heutzutage etwas auf sich hält, muss schon über Tage eine Haltung zeigen, um sich ernsthaft authentisch nennen zu dürfen. Er sollte soziale Schlaghosen tragen bzw. geschlechtsneutrale Designerstücke für den kompostierbaren Modeschrank sammeln.

Zudem sollte er über ein recycelbares Gewissen für die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Schnee verfügen. Die Einsamkeit der Suche in der Tiefe der eigenen noch verbleibenden Zeit, das Aufsuchen und Begreifen der eigenen wahnhaften Abgründen, dies gilt es gegen den Tanz auf dem Parkett der Eitelkeiten einzutauschen, um die nötigen Kultur-Bonuspunkte zu erhalten. Alles schön und gut.

O tempora, o mores! Für einen für mich, der weder einen Führerschein, oder schlimmer noch, kein Smartphone besitzt, der sogar noch antiquiert mit dem Hammer malt, für den stellt sich die Frage, ob es sich lohnt aufzutauchen, um die Tiefe einer anderen Oberfläche erkunden zu wollen?

Oder ob’s edler im Gemüt, die Pfeil‘ und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen eine See von Plagen, im Widerstand zu enden? Die Frage muss nicht beantwortet werden. Es geht am Ende doch immer nur darum, der sein zu dürfen, der man ist. Und diese Erkenntnis zu schmecken mit der Zunge der Sehnsucht.