Wenn Corona ein Herz hätte

In Kalk, noch ungelöscht, in Eisenbrei, / in Salz, Salpeter, Phosphorgluten, / in dem Urin von rossigen Eselsstuten, / in Schlangengift und in Altweiberspei, / in Rattenschiß und Wasser aus den Badewannen, / in einem Saft von Krötenbauch und Drachenblut, / in Wolfsmilch und dem sauren Rest der Rotweinkannen, / in Ochsengalle und Latrinenflut: / In diesem Saft soll man Corona schmoren. / In eines Katers Hirn, der nicht mehr fischt, / im Geifer, der aus den Gebissen / der tollen Hunde träuft, mit Affenpiß vermischt, / in Stacheln, einem Igel ausgerissen, / im Regenfaß, drin schon die Würmer schwimmen, / krepierte Ratten und der grüne Schleim / von Pilzen, die des Nachts wie Feuer glimmen, / in Pferderotz und heißem Leim: / In diesem Saft soll man Corona schmoren. / In dem Gefäß, drin alles reingerät, / was so ein Medikus herausholt aus dem schwieren / Gedärm an Eiter und verpestetem Sekret, / in Salben, die sie in den Schlitz sich schmieren, / die Hurenmenschen, um sich kalt zu halten, / in all dem Schmodder, den die Lust / zurückläßt in den Spitzen und den Spalten / wer hätte nicht durch solchen Schiet hindurchgemußt!: / In diesem Saft soll man Corona schmoren.

(Nach François Villon, „Die Ballade von den Lästerzungen“)