„Zettel´s Traum“

Einer meiner Lieblingsautoren ist und bleibt Arno Schmidt. Sein bekanntestes und zugleich kaum gelesenes Werk heißt „Zettel’s Traum“.

Mit über 1.000 Seiten im Atlasformat gilt es als deutsche Antwort auf James Joyce. Einst wurde der Sonderling als Avantgardist gefeiert, außerhalb seiner treuen Fangmeinde geriet er jedoch etwas in Vergessenheit. Schmidt schildert in „Zettel´s Traum“ einen Tag im Leben eines Ehepaares, das Werke des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe übersetzt. Gemeinsam mit seiner 16-jährigen Tochter Franziska macht es einen Ausflug in die Lüneburger Heide.

Die drei sind dort zu Gast bei Daniel (Dän) Pagenstecher, einem Poe-Experten. Dieser deutet Poe als Voyeur mit absurden Neigungen, verliebt sich jedoch – wie einst der Dichter – in die minderjährige Franziska. Diese dialogorientierte Geschichte hat Arno Schmidt mit über 16.000 Anmerkungen angereichert. Schon das macht klar: „Zettel’s Traum“ ist ein sehr ungewöhnliches Buch.

Nun, ich habe „Zettel´s Traum“ von Arno Schmidt mit Genuss durchgeblättert. Durchgeblättert! Nicht gelesen! Ich muss mich hier ganz klar auf die Seite von Pierre Bayard stellen. Dieser kämpft in „Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat“ gegen schlechtes Gewissen und überkommene Bildungsideale. Darin stellt Bayard zunächst die Arten vor, in denen man zu einem Buch in Beziehung stehen kann, ohne es wirklich gelesen zu haben: Die pure Ignoranz, das Querlesen, das Kennen vom Hörensagen und das Vergessen.

Bayard macht dafür stark, dass man nur über die Bücher reden sollte und kann, in die man sich nicht zu sehr versenkt hat, weil sonst die eigene Person im Werk untergeht. Das höchste ist, sie auszudrücken und für Bayard heißt das: Selbst mit dem Schreiben zu beginnen. And Now for Something Completely Different: