Anmuth (in einem Café)

Meine Frau liebt es, sich meine neuesten Arbeiten auf ihrem Smartphone anzuschauen, wenn wir in einem Café sitzen. Von wegen immer nur ins Museum, um gute Kunst zu schauen. Nein, wir gehen dafür auch ins Café unserer Wahl. Und da sitzen wir dann – zwei Liebende! … Wir trinken Cappuccino, reden über Ästhetik und Weiber*… Ja, das alles: in einem Gespräch mit meiner Frau im Café!  Das Café ist … kein Kaffeehaus, wie andere Kaffeehäuser, sondern eine Weltanschauung, und zwar eine, deren erster Inhalt es ist, die Welt nicht anzuschauen. Hernach geht er, der Künstler / Auf Feldern froh umher und heimatlichen Auen, / Er weiß: Die Einsamkeit vor einem weißen Blatt Papier ist hart. Ich hob die Augen, ich überzeugte mich, daß die Menschen existierten. Das ermutigte mich, Wörter aufzuzeichnen, die vielleicht eines Tages jemand anrühren würden. / So vergeht die Zeit, das Jahr… (*Alfred Polgar, Erich Mühsam, Simone de Beauvoir und Friedrich Hölderlin. Detlef & Susanne.)