Liebes/Tau/Szenen

Zwei Geschlechter, gleich an Würdigkeit, hier auf Erden, wohin als Szene unser Spiel uns bannt, erwecken immer neuen Streit durch alten Groll, doch aus beider Feinde unheilvollem Geist, entspringt ein Liebespaar, wie Tau, nach genügend starker Abkühlung der Seelenerde, so setzt er ein und seine starke Ausstrahlung findet statt.

ein wildes Blühen

Das Unterbewußtsein besitzt keine Promenade, auf der man gemütlich auf und ab schlendert oder sich an einem Bistrotisch niederläßt, um einen gekühlten Weißwein zu schlürfen. Auch gibt es keine Musikmuschel, aus der schlichte Gemütsmusik herausweht, geeignet, um Möwen im Flug zu narkotisieren. Die Musik, die hier erschallt, gerinnt vielmehr zu Bildern mit blutroten Fängen. Und all das beweist mir, das mein Unterbewußtsein keine Kunst möchte, die alltagstauglich daherkommt. Die Kunst, die in mir vorherrscht, wirft mehr Fragen auf, als dass sie Antworten verfasst. In meiner Kunstmuschel offenbart sich mir ein wildes Blühen.

Märchentiere erzählen mir Geschichten

Mit der Zeit wachsen Zeichnungen aus der Erde / Leinwände drängen ans Licht / Dias werden von mir ausgegraben / Sie tragen Blessuren im winzigen Gesicht / Der Frost hat ihnen zugesetzt / Einstmals rosige Lippen sind nun bläulich verfärbt / Ich küsse alle wach / Die Märchentiere erzählen mir Geschichten / Von Abenteuern die sie bestritten haben / Und alle versichern mir ich wäre dabei gewesen / Ungläubig schüttel ich den Kopf / Mein Mund steht mir offen / Doch sie legen mir Beweise vor / Bilder Zeichnungen die mich darstellen sollen / Fotos auf denen ich zu sehen wäre / Mit den Fingerkuppen fahre ich vorsichtig über die Vorlagen / Eine Auslage der Zeit / Wie von Kinder feilgeboten / Von Kindern die für kleines Geld ihr Spielzeug an einer Straßenecke verkaufen…

Verflochten mit sich spiegelnden Lebensbereichen

Die eigene Kunst als Asservatenkammer von sichergestellten Begehren, Ängsten, Kinderanalysen, Aggressionen (in der Reife hoffentlich gelungen erfolgreich zu sublimieren), Schuldgefühlen, Lüsten, Traumata. Zugleich Inventarliste(n) von immateriellen als auch materiellen Vermögenswerten in Form all meiner Bilder, Zeichnungen, Collagen, meinem gesamten Werk.

Widersprüchlichen Impulsen gehe ich nach / Mein Spiegelbild wirkt dabei nicht labiler als sein Gegenüber / Beide sind sie wohl verkehrt / Unlösbar auf etwas fixiert / Was sich zwischen uns abspielt / Was uns verwandelt / Da ist dieser Moment / Indem alles kippt / Eine Zwischenstufe die gegen Null läuft / Weniger als ein winziger Augenblick / Ein blosses Blinzeln / Von einer Seite zur anderen hinüber / Eine Fluidität meiner Existenz

verlegen beschämt wundervoll betreten

Denk ich an Kunst bei Tag und Nacht, bin ich gerne um den Schlaf gebracht. Ich will meine Augen gar nicht schließen, und heiße Freudentränen mögen fließen, denn was ich da vor mir sehe, das sei bitte „eine komplizierte Justierung von Sicherheitsbedürfnis und Risikobereitschaft, von Handlungsskripten und fetischistischen Bildfetzen mit ihrer verworrenen Kombination aus entmenschlichender Abstraktion und wieder vermenschlichter Konkretheit, die für den Einzelnen die sexuelle Erregung maximiere.“ (Robert J. Stoller, Psychoanalytiker)

Genau deshalb empfinde ich Kunst auch als so wunderbar berauschend und belebend.