Zeit ist mein Privateigentum

Es ist 1990. Ich umarme ihr Fernsein mit Traurigkeit. Es ist zugleich 2024. Und sie erhebt sich vor mir aus einem sea of time*, so als wäre sie niemals fort gewesen. Eine Blumenuhr steht seit Ewigkeiten auf 14:56.

(Ich halluziniere die *Musik von George Martin, Sea Of Time, einen Teil des Soundtracks für den Animationsfilm der Beatles „Yellow Submarine“.)

Es ist wahr: Zeit ist längst mein Privateigentum geworden – Sie gehört mir  – Wir kommen gut miteinander klar – Wir begegnen uns an möglichst unmöglichen Orten – Und zwar in unterschiedlichen Konstellationen in Vergangenheit Gegenwart Zukunft

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Kultivierbare Selbsttechniken

Neun kleine Bilder liegen vor mir, aufgereiht wie Das-Neun-Punkte-Problem, diese bekannte Aufgabenstellung aus dem Bereich der Denkpsychologie. Mit einer einzigen Linie will ich die neun Bilder zusammenfassen. Ich brauche dazu, ich gestehe, für so ein Spiel immer mehrere Anläufe, d.h. ich benötige mehrere Sätze, um über den mehr oder weniger bekannten Tellerand zu schauen. Ich betrachte also die Bilder und denke über ihren einengenden Bedeutungs-Rahmen nach; ich will gerne ins Offene gehen. Oder in das Mögliche, durch eine sprachliche Reflexion. Ich will mich fragen dürfen: was sehe ich denn da vor mir? Und ich will etwas benennen, will etwas behaupten…

Meine Bilder dürfen mir etwas erzählen. Von einer öffnenden Erfahrung, die aber nicht der Wahrheit letzter Schluss sein muss, sein kann.

Das mag ich: wenn mir die Bilder etwas sagen, dann allenfalls im Sinne einer paradoxen Brandrodung, vergleichbar jener Technik, bei der Vegetationsflächen unter Einsatz vom Feuer (meines Eifers) zu schwenden sind, d.h. eigentlich nicht zu roden, da die Wurzeln im Boden verbleiben. Und aus diesen Bilderwurzeln erwachsen an anderen Tagen neue Reflexionen. 

Ach, all meine Aussagen über meine Kunst sind wohl eher Fragen an meine Kunst. Und meine Bilder, sie gleichen Notizen…

Durcharbeiten

Durcharbeiten ist ein Begriff, der in der Psychoanalyse für die Integration einer Deutung verwendet wird. Das Durcharbeiten kann von einem Psychotherapeuten begleitet werden, der mir evtl. aufzeigt, wie sich infrage kommende Bedeutungen in verschiedenen Zusammenhängen bei mir immer und immer wiederfinden. Anstelle des Therapeuten hilft mir mein älter gewordenes Ich. Durcharbeiten bezeichnet eine Situation oder eine Phase in meinem Leben, weil in mir etwas auf einen Widerstand stößt. Etwas verändert sich, bricht meine Kruste auf. Ich versuche deshalb eigene Deutungen in mein Werk zu integrieren.

Es heißt, im Durcharbeiten lerne ein Subjekt, also ich, bestimmte verdrängte Elemente des Unbewussten zu akzeptieren und sich vom Wiederholungszwang zu befreien. Dabei will ich gar nicht von Zwang reden. Eher von einer berauschenden Idee der Wiederholung. Für mich ist eine Wiederholung das Ausgezeichnete und das Gewöhnliche zugleich, sie ist Differenz und das Verschiedene, Differenz und Identität, Trugbild und Wiederholung in der ewigen Wiederkunft eigener Bilder; diese repräsentieren meine reine Vergangenheit, mein Gedächtnis an die reine Vergangenheit und die Vergegenwärtigung all meiner Gegenwarten.Ich bin mein eigener Nachlaßverwalter geworden. Ich versuche mir einen Überblick über den Umfang meines Werkes zu verschaffen und will dafür sorgen, dass es „aus meinen augen deren netzhaut und hornhaut und linsen ebenso (zu) fluorenzieren“ vermag „wie ungreifbarer rauch und tau aus dem himmel“ (Raoul Schrott).

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Fragen abgetrennt von der Welt

Meine Lust nach unerforschten Ländern oder Gebieten war nie sonderlich groß. Reisevorbereitungen zur Quelle des eigenen Herzschlages dagegen, auf der Kante einer Landwand balancieren oder wirre Linien gerade kämmen, da war ich dabei. Im Gepäck stets genug Fragen, um traumatischen Antworten zuvorzukommen, um real existierende Ereignisse zu verdrängen und meiner Kunst dadurch kostbaren Raum zu schenken.