Kritik oder „Dein Lob herzu“

Wie soll ich als Künstler mit dem sogenannten Zeitgeist umgehen, mit ihm umspringen, auf ihn reagieren? Wenn ich die Geister, die ich wahrlich nicht rief, mal wieder auf mich zurasen sehe, dann rufe ich lauthals „Stampede“ und bringe mich mit einem gewagten Sprung unter meinem Ateliertisch in Sicherheit. Stampede bezeichnet bekanntlich eine Fluchtbewegung innerhalb einer Tierherde… aber auch in einer Menschenmenge. Eigentlich eine Fluchtbewegung, die die gesamte Masse Tier oder Mensch erfasst und unkontrollierbar macht. Solche Stamedes wurden für uns aber längst zu zeitgenössischen Massenphänomenen, wie z.B. knallbunten Volksfesten, Literaturwettbewerben, wie dem zum Erwerb des Ingeborg-Bachmann-Preises, oder Taylor-Swift-Konzerten. O, ich stelle mich solchen Herden nicht wirklich in den Weg; ich halte der Herde auch kein Bild hin, was meines Erachtens zur Besinnung, zum Innehalten, zum Nachdenken, beitragen könnte. Wer bin ich, dass…? Lieber trete ich zur Seite. Und formuliere mir selber eine mikrosoziologische Theoriebildung, die besagt, ich ziehe mich zurück und abonniere mir die „Zeitung für Einsiedler“, 1808 von Achim von Arnim und Clemens Brentano ins Leben gerufen. Nur auf Papier gedruckt zu erhalten. Keine App. Steht im Impressum der Zeitung. So wie die Rockgruppe QUEEN auf ihren ersten Schallplatten stets vermerke: No Synthesizer. Na, das lobe ich mir doch gerne.