Meine verlorene heilige Tugend

Das kirchliche Schamgefühl verbietet uns das Wort „Vorhaut“ wie selbstverständlich zu verwenden. Lieber spricht man von der „heiligen Tugend“. Gemeint ist in diesem Kontext die Vorhaut Jesu, die er bei der Beschneidung verloren haben muß. Nonnen nennen diese Vorhaut-Reliquie auch gerne ihren „Verlobungsring“. Der Vatikan hat inzwischen strikt verboten über diese Delikatesse zu reden. Deshalb rede ich hier auch scherzhaft nur noch über „Calamari fritti“; will sagen, ich bin eben völlig tugendlos. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Schicksalschlag, genannt „Phimose“, ließ mich meine Tugend verlieren. Und das völlig unheilig. Keine Vorhaut, keine Tugend, so wollte ich es ab diesem Moment für mich formulieren. Außerdem ein guter Grund Künstler zu werden, dachte ich. Ob sich diese Begründung wissenschaftlich fundieren läßt, ach, wer weiß das schon? Es wird ja auch behauptet, dass die „Calamari fritti“ besonders zart werden, wenn man sie vor dem Garen mariniert, etwa in einer Marinade aus Zitrone, Olivenöl, Knoblauch, Rosmarin und Pfeffer. Küchengötter empfehlen dagegen die Calamari-Ringe mit Tentakeln zu vermischen bzw. rundherum mit Eiermilch zu vermengen. Das klingt für mich alles so bizarr… ich mußte einfach ein Bild dazu machen. EinTriptychon, ein Andachtsbild für und über meine verlorengegangene (heilige) Tugend. Hier ist es: