Auf dem Karussell meiner Existenz

Der Philosoph Byung-Chul Han erzählt, während er fröhlich auf einem ulkigen Karusselltier an mir vorübergleitet: „Die Kunstwerke verlieren in dem Moment ihren Kultwert, in dem sie ausgestellt werden. Der Ausstellungswert verdrängt den Kultwert…“ Han nennt ein Museum noch eine Schädelstätte und geht dann auf seine nächste Runde. Ich schaue ihm verträumt hinterher. Vor meinem inneren Auge türmen sich nun Knochen in einem Gebeinhaus auf. Das Museum als ein Gebäude, in dem Skelettreste der Kunst aufbewahrt werden? Und als ob er meine Frage belauscht habe, antwortet Han, der nun auf einem besattelten rosa Porzellanschwan Platz genommen hat, dass Bildern in einem Museum nur dann ein Wert zuwachse, „wenn sie gesehen werden, während die Kultgegenstände oft im Verborgenen bleiben.“ Das Gesagte durchzuckt mich. Es ist doch so: Ich will zwar meine Bilder zeigen, aber nicht wirklich ausstellen. Eine Paradoxie, die es zu lösen gilt. Wie kann ich etwas ausstellen, wie sollte ich etwas ausstellen, was nie für ein Ausstellen gedacht war? Ich betrete selber mein geliebtes Karussell und schwinge mich auf einen im Sprung erstarrten Tiger. Auf dem Rücken des Tieres mache ich mir ein weiteres Bild…