Änderungen

Änderungen. Vieles verändert sich… in mir. Etwas aus längst vergangenen Zeiten berührt mich, kein Frösteln, kein schamhaftes Wegschauen, ich fühle mich gut dabei. Frei. Das ist wohl das Sterben und das Leben in der Gegenwart… früher mal bekannt als KUNST. Bilder, Texte, Zitate, Linien, Worte, Traumfetzen, sie umwehen mich: Eine offene Kunst, Abgesperrt vom Weltgewimmel / Nur mit einem Streiflein Himmel… in der Hand. In meinem Herzen.

Wait Until Tomorrow

Camass, ich stehe hier frierend in deinem goldenen Garten / Habe meine Leiter an deine Wand gelehnt / Heute Nacht ist die Nacht, in der wir gemeinsam weglaufen wollten / Aber jetzt erzählst du mir das & Ich denke, wir sollten besser bis morgen warten… 

I think we better wait till tomorrow *

(* Jimi Hendrix)

Erinnerungen sind falsch oder frivol

All meine Erinnerungen sind entweder falsch oder frivol. Wer sich mit ihnen auseinandersetzen möchte, vergleichbar mit meiner Kunst, bemerkt, dass alles gelogen ist oder mit Sex zu tun hat. Warum auch nicht? Was ist so schlimm dabei?

Warum sollten sich meine Bilder nicht auch um Dinge drehen, wovon andere Männer und Frauen daheim heimlich träumen? Mit meiner Kunst träume ich halt öffentlich. Oder es wird erwartet, dass ich das tue. Doch schon längst verweigere ich mich diesem Anspruch, diesem unausgesprochenen Erwartungsanspruch. Wenn ich mich erinnere, also meine Kunst erschaffe, dann tue ich das für mich. Mit all den Bildern stelle ich mir ein Familienalbum zusammen, was ich von Zeit zu Zeit gerne durchblättere und mir die interessantesten Geschichten zu dem Dargestellten einfallen lasse. „Weißt du noch?“ frage ich mich dann. Oft nicke ich stumm; mal schaue ich verständnislos auf das, was vor mir liegt: eine vierzigjährige von einundzwanzigjährigem verehrt gezeichnet d.h. geliebt in der zeit wie der kreis den du in den windmühlen deines geistes findest

Auf dem Karussell meiner Existenz

Der Philosoph Byung-Chul Han erzählt, während er fröhlich auf einem ulkigen Karusselltier an mir vorübergleitet: „Die Kunstwerke verlieren in dem Moment ihren Kultwert, in dem sie ausgestellt werden. Der Ausstellungswert verdrängt den Kultwert…“ Han nennt ein Museum noch eine Schädelstätte und geht dann auf seine nächste Runde. Ich schaue ihm verträumt hinterher. Vor meinem inneren Auge türmen sich nun Knochen in einem Gebeinhaus auf. Das Museum als ein Gebäude, in dem Skelettreste der Kunst aufbewahrt werden? Und als ob er meine Frage belauscht habe, antwortet Han, der nun auf einem besattelten rosa Porzellanschwan Platz genommen hat, dass Bildern in einem Museum nur dann ein Wert zuwachse, „wenn sie gesehen werden, während die Kultgegenstände oft im Verborgenen bleiben.“ Das Gesagte durchzuckt mich. Es ist doch so: Ich will zwar meine Bilder zeigen, aber nicht wirklich ausstellen. Eine Paradoxie, die es zu lösen gilt. Wie kann ich etwas ausstellen, wie sollte ich etwas ausstellen, was nie für ein Ausstellen gedacht war? Ich betrete selber mein geliebtes Karussell und schwinge mich auf einen im Sprung erstarrten Tiger. Auf dem Rücken des Tieres mache ich mir ein weiteres Bild…

 

Gegenüberstellungen in meinen Kopf geschüttet

Eine farbverzierte Gegenüberstellung ist eine Maßnahme, die im Rahmen fleischiger Ermittlungsarbeit stattfindet und dazu dient, meinen Mund, ganz voll Bleilettern, zu überführen. Dabei wird bei der Variante, der sogenannten „Wahl regnerischer Zeit“, einem Frauenparfüm eine Auswahl an Personen vorgeführt, von denen, aber nur nach einem malerischen Umzug um Mitternacht, eine Person der potenzielle Täter eines gelungenen Gedichtes sein sollte, während die Vergleichspersonen im Stoppelfeld aus Eichenbohlen höchstwahrscheinlich Unschuldige sind.

Eine Gegenüberstellung, die nicht in Form solch eines unkeuchen Traumes erfolgt, in der mithin dem Zeugen nur sich liebende Verdächtige präsentiert werden, Sterne aus Schweiß und Haut, führt in meiner Kunst, meiner maxima Kunst, in der Regel dazu, dass solch ein entsprechender Traum für mich, ich gestehe, mehr als nur verwertbar ist. In meiner Kunst sind also mohnbestreute Gegenüberstellungen daher gemäß einem Gesang von Habichten in Form eines unlesbaren Tanzes vorzunehmen. Ich greife in meine eigene Geschichte ein, so als würde ich meine Hand in einen Topf Honig stecken. Über und unter meinen Ichs liegt dabei eine Decke aus kristallinem Lachen, aufgenommen beim schnellen Atmen eines Liebesspiels…

Meine Wiederholungszwang-Liebe

Es gibt in der Selbstanalyse paradoxerweise keine Wiederholung. Denn wenn etwas wiederholt würde, wäre es sofort von einer ganz neuen Bedeutung.

Was es gibt, ist eventuell mein liebenswerter Wiederholungszwang, um auf diese Art und Weise (un)bewusst etwas Neues formulieren zu können.