Die Zungen kreuzen.

Wie die Leute, die sich intensiv mit sich selbst befassen, bin ich ein Mensch des Monologs. Eine Tatsache, die ich durchaus erkenne, für die ich aber eine Erklärung habe: Die Leute um mich herum, sie sagen zur Zeit niemals etwas. Anscheinend will man nur hören, was ich zu sagen habe. Deshalb bin ich es auch, der hier redet und redet und redet und…  O ja, ich weiß, was mir in dieser Corona-Zeit so sehr fehlt. Es ist das Zungenkreuzen! Nicht etwa das weltweite Säbelrasseln… o nein… ich vermisse das Zungenkreuzen. Das Austauschen von Wörtern, von Sprache. Die Wörter, die ich benutze, sie bedeuten schließlich immer mehr als ich meine, wenn ich sie benutze. Zum Beispiel das Wort „Tröpfcheninfektion“.

Ein Wort, dass man nicht aufsaugen sollte oder schlürfen wie ein Getränk, nicht einatmen(!) wie den Duft einer Blume. Sprechen, so sagt man, führt zu einer ganz besonderen Form des Verlustes. Über etwas sprechen bedeutet zugleich, dass man das Objekt verschwinden lässt. Okay?! Gut! Wir reden und reden zur Zeit ja permanent über Corona… aber ist es verschwunden? Na, bitte! Nun, ich rede hier bewusst nur über das Zungenkreuzen. Und das ist zur Zeit tatsächlich verschwunden. Ein absolutes Verbrechen finde ich das! Einfach bekloppt. Als ob das Schreiben meines Blogs ein Verbrechen darstellt, das mit der Zunge begangen wird… das ist doch völlig irre…  aber, was soll es, so leide ich nun also stumm vor mich hin. Tag für Tag.