Die Lesung begann mit: „Guten Tag! Mein Name ist Detlef Bach. Gibt es gute Gründe dafür, warum ich hier im Museum Zentrum für verfolgte Künste eine Lesung halte? Gute Gründe, ja! Ich erinnere mich an eine Zeit, als ich als junger Künstler die Türen der Galerien stürmte, um auf mich aufmerksam zu machen. Ich weiß noch, der Kopf des Galeristen, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, hob sich, die Hände des Galeristen klappten meine Mappe gebieterisch zu, schoben sie zur Seite und er fragte mich überraschend: „Sind Sie eigentlich krank?“ Ich verneinte. Der Galerist schloss kurz die Augen, atmete hörbar ein und aus, blickte mich dann wieder an und wollte nur wissen: „Werden Sie dann wenigstens verfolgt?“… „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Aber was soll ich denn dann über Sie schreiben können?“ resignierte der Galerist. Ja, was hätte er sagen, was hätte er schreiben können? Vielleicht: „Nichts ist stummer als die seltsame Straße, wo Blatt weder aufkommt noch fällt noch wintert, wo keinerlei Ding sich abmüht oder gefällt, wo kein Wechselspiel ist von Schlafen und Wachen.“ …
Hallo Detlef, ich möchte Dir gerne noch ein Feedback zu deinem Auftritt geben. Wir fanden deinen Vortrag äußerst gelungen. Fast schon professionell. Nur hin und wieder blitzte eine kleine Nervosität auf. Ich persönlich hätte wahrscheinlich schon das Mikrofon nicht ruhig halten können! Es ist immer wieder faszinierend, wie Dir die Worte bei der Schilderung deiner Gedanken und Gefühle gehorchen und welche Wortwahl (-Kreationen) abseits der Alltagssprache möglich ist. Einfach famous!!! Außerdem wurde mir wieder klar, warum populäre Künstler meist immer eine bestimmte Altersgrenze überschritten haben müssen. Sie können aus ihrem Leben erzählen. Die Summe der Erfahrungen sowie die durchlebten bzw. erlebten Phantasien sind Bestandteil ihres Schaffens (nur eine Behauptung von mir). Mit 25 hättest Du wahrscheinlich den Vortrag nicht gehalten. Allerdings hätten sich Zuhörer damals bestimmt noch an Vico Torriani erinnert. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Auch ein Zeichen der „Weisheit“! (Jürgen Bach)
Zwei wunderschöne, geradezu rührende, kluge, zarte Reden oder Lesungen sind das, lieber Detlef Bach! (…) Sie haben dem Ort damit eine neue Bedeutung gegeben. Die zitierten Galeristen-Äußerungen sind so obszön, man mag es kaum glauben, aber ich bin mir sicher, dass Sie nicht übertrieben haben. Schauerlich. Und immer wieder bewundernswert, wie Sie sich von allen Anfechtungen freihalten konnten. Was für ein Ethos, das Tagebuch an dem Tag zu beenden, an dem klar wird, dass es ausgestellt werden wird! Andere hätten da erst voll losgelegt und all ihre Eitelkeiten zu Papier gebracht. Aber Sie sind aus anderem, ungleich feineren Holz geschnitzt, das freut mich immer wieder. (Wolfgang Ullrich)
Und am Ende sagte ich noch: „Ich rede hier von der neuen Sprache der Kunst. Jedes meiner Kunstwerke lädt ein mit ihm zu spielen… ob mit Sprache oder Malerei/Bildern. Reflexionsprozesse, Imagination und Erinnerung wechseln sich in beiden ständig ab. Nichts bleibt, wie es ist oder uns erscheint. Alles verändert sich. Man muss das nur sehen und hören wollen. Und das kann man jetzt im Museum Zentrum für verfolgte Künste, hier in Solingen. Kommen Sie und schauen Sie selbst. Ich danke Ihnen.“