Der Besuch von Museen und insbesondere von Kunstausstellungen sei nur demjenigen empfohlen, der für das zur Schau Gestellte das nötige Interesse und Verständnis aufbringt (Dies gilt selbstverständlich auch für meinen BLOG)!
Menschen, die nur hingehen, damit sie sagen können, sie seien dort gewesen, fallen sogleich auf. Man merkt es an der Art, wie sie die Dinge betrachten, dass sie ihnen verständnislos gegenüberstehen.
Die Verständnislosigkeit kann aber auch bei sehr künstlerisch veranlagten, normalen Menschen eintreten. Sie brauchen nur einmal in eine Ausstellung zu gehen, wie sie kubistische oder überrealistische Bildner von Zeit zu Zeit veranstalten.
Es wäre unrichtig vom Verfasser, über diese Art von Darstellungen Ungünstiges zu sagen, denn man soll jedem seine – wenigstens vorgeschützte – Meinung oder Überzeugung lassen, sofern sie einen nicht belästigt.
Unrichtig ist es, Kinder in Kunstausstellungen mitzunehmen, weil sie noch nicht die nötige Reife für eine Kunstbetrachtung aufbringen können.
Wer eine Kunstausstellung besucht, darf sich nicht darüber aufhalten, dass man Schirm, Stock, Tasche, Pakete und dergleichen in der Garderobe abzugeben bittet. Es gibt Leute, die meinen, wenn ich schon „etwas für die Kunst tue“ und einen Eintrittspreis im Museum bezahle, dann soll man nicht noch von mir Garderobegebühren einheben. Solche Leute sollten auch lieber zu Hause bleiben.
Denn erstens müssten sie wissen, Dass ein Kunstraum eine Art von Tempel ist, der seine gewisse Weihe hat und vom Besucher verlangt, diese zu berücksichtigen. Dann sollten diese Leute bedenken, dass sie ja auch nicht eine Wohnung betreten würden, ohne Schirm, Stock und Pakete abzulegen; schließlich sollten sie sich darüber klar werden, dass es die Aufseher es nicht leicht haben, aufzupassen…
Schließlich könnte man ja auch ein Dieb sein und einen Gegenstand stehlen und der Überrock oder Schirm usw. könnte den Gegenstand gut verbergen.
(Dieser überaus unterhaltsame Text stammt aus: „Der gute Ton von heute“; Gesellschaftlicher Ratgeber für alle Lebenslagen; 1953) (Ich glaube, ich werde mit diesem Text auf Lesetournee gehen. Und seine lustige Wahrhaftigkeit hinaus in die Welt trällern und jubilieren.)