kunstspielige Komplikationen

Heutige Königskinder haben weder die Augen, noch haben sie das innere Gehör für tiefe, für schmutzige Kunst. Sie ignorieren das alles lieber verbohrt und eigensinnig. „Wartet, wartet… nehmt mich doch mit & wahr – ich kann nicht so laufen wir ihr,“ gibt er Frosch gerne zu Protokoll. Aber die Königskinder laufen ohne ihn heim, Königskinder und König, sie können zusammen nicht kommen, und haben den Rufer in ihrem so glanzvollen Alltag ganz schnell vergessen.

In den Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, da wurde der sogenannte Froschkönig mit aller zur Verfügung stehender Gewalt und gemeiner, böswilliger Wut gegen eine Wand geworfen oder gestellt, damit er endlich seine ewige Ruhe fände. „Du garstiger Frosch!“, kreischte der Chor zufrieden. In dieser Zeit war der Frosch, als er am Ende von der Wand herunter rutschte, aber auch kein Frosch mehr, sondern er hatte sich in einen Königssohn verwandelt. Das waren halt ganz andere Zeiten damals. Das war im Märchen. Im Märchen werden wir bekanntlich alle erlöst und leben glücklich bis in alle Ewigkeit. Denn wenn man nicht gestorben ist, dann lebt man noch heute. Wie geagt, das war einmal: „Licht war. Rettung.“ (Paul Celan) Heute wird das angeblich Häßliche geglättet, jede Verletzlichkeit, jede Verletzung wird ihm genommen. „Wo das Gefallen, das Like, sich vordrängt, erlahmt die Erfahrung, die ohne Negativität nicht möglich ist.“ (Byung-Chul Han)

Meine Lust am „Frosch-Leich“ bleibt schlicht eine skandalöse Erscheinung… So etwas machten wir heute eigentlich nicht mehr.

Falls heutzutage überhaupt etwas hässlich seien soll, dann wird es schnell zu einem Kunstformat zurecht gebügelt, damit es nicht wirklich stört. Ach, das ist echt nicht meine Welt. Meine Sprache ist einfach nicht depilierbar oder gar epilierbar, ebenso wenig meine tief im Traum verwurzelte Kunst, an die ich glaube, wie an ein Märchen aus jenen uralten (& durchaus auch schmutzigen) Zeiten. Man mag mir vorwerfen, dies sei der Traum eines Kiesels.

Aber es ist mein Traum… und wenn ich nicht gestorben bin, dann träume ich ihn noch heute.