Peter Schmitz

„Gut, wird man trotz seiner Lehrer.“ So erklärte mir vor vielen, vielen Jahren an der Universität mein Aktzeichenlehrer Anthony Canham das Spiel des Lebens. Anthony Canham war einer der Personen, die mein künstlerischen Schaffen bis dato maßgeblich geprägt haben. Es gäbe einige (Viktor, Cornel… z.B…) zu nennen, aber ich will hier eine bestimmte Persönlichkeit sehr bewusst und besonders hervorheben: meinen Zeichenlehrer Peter Schmitz. Was ich ihm zu verdanken habe, es ist in Worten nicht zu umschreiben. Er förderte mich schon zu einer Zeit, an der an ein Studium meinerseits überhaupt noch nicht zu denken war. Es war eine Zeit, in der ich noch nicht einmal wusste, dass die Welt in Wahrheit eine Kugel ist. Als Zeichenlehrer (!) bat er meine verblüfften Eltern eines Tages zur Sprechstunde an die Schule zu kommen. Was war geschehen? In Mathe oder Deutsch stand doch alles gut. Würde etwa mein Kunstunterricht eine Versetzung gefährden? War ich eventuell ein visueller Legastheniker? Konnte ich Kreise und Dreiecke nicht von einander unterscheiden? Hatte ich Angst vor Farben? Nein! Im Gegenteil. Im Zeichensaal der Schule, so erzählte mir Peter Schmitz sehr viel später, als wir uns inzwischen schon als Freunde begegneten, hätte mein Vater erwartungsvoll, als auch nervös, vor ihm gestanden… „und zwar in einem hässlich-grünen Lodermantel mit Hirschhornknöpfen!“ … „Wie,“ so Peter, „soll ich diesem Lodenmantel bloß erklären, dass sein Sohn ein Künstler ist?“ Nun, es scheint aber funktioniert zu haben, denke ich. Meine Eltern förderten fortan sehr bewusst meine Talente und ich konnte und durfte meinen verschroben-künstlerischen Weg beschreiten. Viele Jahre davon liebevoll beobachtet und hilfreich begleitet von meinem Zeichenlehrer Peter Schmitz. Er ließ sich, ich studierte inzwischen schon längst an der Universität, dann wegen „visueller Grausamkeit“ vom Schuldienst suspendieren. Wir trafen uns später eher zufällig in der Stadt. Er wolle nun mehr sein Leben genießen, so plante Peter, und er habe jetzt vor, sein geliebtes Griechenland zu besuchen, um dort vor Ort ausgiebig zu zeichnen und zu aquarellieren. Es sollte jedoch anders kommen. Als wir uns zum allerletzten Mal trafen, begrüßte ich ihn mit einem floskelhaften „Na, du lebst noch?“ und er antwortete trocken „Ja, aber nicht mehr lange!“ Peter wurde, kaum das er aus dem Schuldienst raus war, schwer krank. Er verstarb genau an dem Tag, an dem ich meine erste Einzelausstellung in New York eröffnen durfte. Ich bin sicher, er wäre stolz auf seinen ehemaligen Schüler gewesen. Ich habe nie vergessen, was er mir für meine künstlerische Entwicklung bedeutete. Und werde es auch nicht! Gut, wird man trotz seiner Lehrer? Mag sein. Aber ohne Peter Schmitz wäre ich niemals ich geworden.

Peter Schmitz R.I.P.