Wiederholungszwang

Er stockte. „ Sagen Sie doch bitte den Eltern, dass sie einen Künstler zur Welt gebracht haben. Aber bringen sie es ihnen schonend bei. Es wird ein Schock sein. Erst diese komische Geburt. Und dann das auch noch!“ Die Stimme des Arztes klang irgendwie sehr traurig. Heimlich blinzelte ich mit einem Auge. Und sah, dass er sehr nachdenklich zu mir hinabschaute. „Es wird für die Eltern ein Schock sein. Gewiss,“ versicherte die Krankenschwester. Sie zupfte an der Decke des Bettes herum… MOMENT! MOMENT! … Diesen Text habe ich doch schon einmal geschrieben. STIMMT GENAU!… Aber ich wollte ihn einfach noch einmal HÖREN (mit einem KLICK auf schwanenbeichte):

schwanenbeichte_01

Und wie geht es weiter? Dies kann und muss man jetzt „leider“ wieder mühsam selber lesen… Es ist doch tragisch… oder?

„Künstler. Zum allerersten Mal in meinem Leben hatte ich dieses Wort vernommen. Und augenblicklich war ich vom Zauber dieses Wortes gefesselt. Auf der Stelle wollte ich Künstler werden! Das Künstlertum sollte mir gehören. So wie der Arzt es betont hatte, musste es etwas wunderbares sein. Mir kam es wie ein Essen vor, das ich, obwohl ich es nicht kannte, gleichwohl bestellte, weil es so lecker klang. Künstlertum. Dieses Wort lag wie ein geheimnisvoller Geschmack auf meinen Lippen. Wie die Zutat zu einem exotischen Essen. Ein Gewürz des Lebens. Als Künstler würde ich sicherlich eine Lücke finden. Und mich in ihr einrichten können. Würde dort fortan mein Spiel spielen. Die Dinge des Lebens und mich selber könnte ich in dieser Lücke verrücken. So wie es mir und meinen Spielregeln zusagte. Nachdenklich geworden blickte ich auf das Papierschildchen an meinem Handgelenk. Dort waren nur einige nichts sagende Punkte und Linien hinterlassen wurden.“

Und wenig später heißt es in meiner Schwanenbeichte: „Alles war offen. Alles war weit gespreizt. Freizügig. Ohne Hemmungen. Niemand hatte den Kunstweber gezwungen sich auszuziehen. Er hatte sich selbst entblößt. Und deswegen musste auch niemand zur Selbstbeschämung neigen. Im Gegenteil. Alle waren entzückt über die Enthemmtheit des Kunstwebers. Und genau deshalb hielt ich Ihn für einen verlogenden Possenreißer! So sehr mich die Geste des Possenreißers auch berührte, so sehr ärgerte sie mich gleichzeitig auch. Er war ein Gaukler…   Ein Bild zerbrach.“

(Text und Bilder sind selbstverständlich von mir. Den Text las mein lieber Freund Olaf Reitz  www.olafreitz.de ) Die Schwanenbeichte wird fortgesetzt. Sie ist fast wie ein Wiederholungszwang.