Der Freudkomplex

Sigmund Freud nennt zwar sehr mannigfaltige Gefühlsbeziehungen »Liebe«, zweifelt aber dann wieder, ob diese Liebe die eigentliche, richtige, wahre sei. Er glaubt zudem, sein Patient könne nur durch das gleiche Bewusstsein geheilt werden, das eine Krankheit bei ihm zuallererst hervorgerufen hat. Das Gefühl für die Andersartigkeit des Unbewussten gilt es zu akzeptieren. Freud heiligt das Wogende, das aus allen Mächten, dem milden und grauenhaften, dem schöpferischen oder Verderben bringenden Wuchern des Unbewussten aus der Tiefe des elementaren Geschehens. Dieses Eruptive begeistert ihn geradezu. Was aber denkt Corona dazu?

„Ich bin doch auch nur ein Virus, das vor einer Menschheit steht und es bittet, es zu lieben“, fleht Corona. Tja, bei manchen Formen der Liebeswahl wird es uns augenfällig, dass das Objekt dazu dient, ein eigenes, nicht erreichtes Ich-Ideal zu ersetzen. Man liebt es wegen der Vollkommenheiten, die man fürs eigene Ich angestrebt hat und die man sich nun auf diesem Umweg zur Befriedigung seines Narzissmus verschaffen möchte. Es war einmal, es stimmt immer noch: Da waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb, doch sie konnten beisammen nicht kommen…