Die vergessenen Ahnen

Der Dichter Heiner Müller schreitet im Atelier mit mir zusammen die Bilder ab, die ich in den letzten Wochen geschaffen habe. Er pafft dabei eine Zigarre, pustet ihren schamanenhaften Rauch ab und an in den Raum, wobei der Dichter seinen Kopf stets leicht nach oben reckt…

Plötzlich hält er im Gehen inne und flüstert, halb sich, halb mir zu: „Mein Weg nach oben ist ein Weg in die Vergangenheit, der Abgrund unter mir heißt Zukunft. Was ich suche, ist die Blutspur der VERGESSENEN AHNEN. Übrigens kann von oben oder unten, von Vergangenheit und/oder Zukunft keine Rede sein, der Raum hat keine Richtung in der Zeit.“ Wieder fällt mir auf, das eine dichterische Sprache am ehesten für eine sinnvolle Übersetzung von Bild in Text taugt. Wie oft habe ich das nicht schon gesagt und geschrieben. Gut tausend Artikel auf dem Blog geben Zeugnis davon. Heiner Müller lächelt und als würde er meine Gedanken lesen, sagt er: „Wenn man schreibt…“ -so viele Artikel- „…ist man ein Tausendfüßler.“