Konfirmation, Kunstverständnis und Erdbeerparfait

Achtung:

Nur die Erinnerung an Texte (und seien es zum Beispiel auch nur unsere Lieblingsrezepte für Süss-Speisen) lässt uns moderne Kunst verstehen. Ja, ja… die eigentlichen Bilder, sie stehen für sich allein. Ganz allein…

Die Texte umschmeicheln die Bilder allerdings, bestürmen sie, vergewaltigen sie, erhöhen sie von Zeit zu Zeit gar ins Göttliche oder ins absolut Monströse. Oder sie erzählen uns schlicht und einfach Märchen.

So lese ich heute zum Beispiel in einer Zeitung, dass die Kunstakademie in Düsseldorf wieder einmal ihre Pforten geöffnet hat. Und das kunstaffine Publikum strömt hinein, als wäre es ein kostenloser Zoobesuch.

Im besagten Artikel erfahre ich weiter, dass die jungen Maler der Klasse XY sich gegen die neuen Medien der Klasse YZ verteidigen. Das habe ich nicht verstanden! Das kommt mir vor, als ob jemand, der für sein Leben gerne Obst isst, nur einen Apfel in seinem Garten vom Baum pflückt… Birnen, Pflaumen, Erdbeeren aber ständig missachtet. Von einem Gedanken an „Obstsalat“ ganz zu schweigen!

Die „Obstsalatapostel“ dagegen besorgen sich ihren Fetisch ständig nur beim Discounter. Sich selber etwas zusammenstellen, das Obst nach eigenen Ideen mit Honig, Nüssen und ein wenig Whiskey variieren, das kommt niemanden in den Sinn. Nein, ein Obstsalat ist ein Obstsalat nur dann, wenn auch Obstsalat drauf steht. Schade.

Der erste Mensch, der auf seine Erdbeere Frischkäse tat und beides noch mit Pfeffer bestreute, welcher Klasse gehörte der wohl an? Wahrscheinlich war er ein Außenseiter. Die Erdbeerklasse wollte mit ihm nichts zu tun haben. Die Frischkäsler mieden ihn so gut es nur ging. Und die pfeffrigen Mitmenschen machten sich böse über ihn lustig.

Unser Künstler hatte aber seinen Jean Paul Sartre gelesen und sagte sich: „Wer Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.“ Also mein Vertrauen hat dieser Mensch. Ich lass mir doch von niemandem vorschreiben, wie ich meine Erdbeere zu essen habe. Wenn ich eine sauber gewaschene, abgetropfte Erdbeere im Mixer püriert habe und mit 1 Flasche Weißwein aufgefüllt habe, dann soll mir niemand sagen, dass man Erdbeerparfait aber anders macht. Ich lege das Ganze ja auch nicht  für 15 – 20 Minuten ins Kühlfach. Nein, ich schlürfe das Zeug direkt. Das ist eben meine Kunst!

(Eine Himbeere oder (was noch verrückter ist) auch eine(!) Johannesbeere können auf die gleiche Weise zubereitet werden. Falls die Kerne zu sehr stören, dann könnte man auch eine Banane nehmen, denke ich. Aber eine pürierte Banane im Weißwein? Ist es das wirklich? Na, einer muss den Anfang machen. Vielleicht wird am Ende ein Trend draus.)

So… und wenn mich nun noch jemand fragt, was denn meine Bilder hier im Artikel mit dem komischen Text zu tun haben, dann werde ich diesen Menschen fragen, ob er schon einmal eine Erdbeere mit Frischkäse und Pfeffer probiert hat… oder ob er ein bestimmtes Zitat von Sartre vielleicht nicht richtig verstanden hat. Wie gesagt, nur die Erinnerung an Texte erklärt uns die (moderne) Kunst…

Ach, übrigens: Richten Sie, wenn Sie mögen, Ihr Erdbeerparfait ruhig in Gläsern an. Und stellen Sie es dann noch für besagte Zeit in ein Tiefkühlfach. Mir hat das nie was gebracht. Aber ich weiß ja nicht, welcher Klasse sie sich unbedingt zugehörig fühlen wollen.