Mein spiegelsynchrones Lächeln der Kunst

Einfallendes Licht gleicht einfallenden Ideen… wie eine sogenannte Raumspiegelung. Dies ist ein Begriff aus der Physik, der davon ausgeht, dass all unsere Naturgesetze als spiegelsymmetrisch zu verstehen sind. Das bedeutet alle Punkte einer Spiegelung werden an ihrem Ursprung gespiegelt. Einfacher formuliert: mein freudiges Lächeln bleibt stets ein freudiges Lächeln, wenn ich mich – erfreut – im Spiegel betrachte. Doch gibt es auch Augenblicke, indem mein Spiegelbild asymmetrisch wird. Mein freudiges Lächeln ist dann zugleich ein ängstliches Lächeln in den Spiegel vor mir…

Ob Mystik oder ausgefeilte Mathematik der Grund für solche sonderlichen Momente (wie  z.B. die Kunst) sind, kann ich nicht wirklich beurteilen. Doch deutlich ist: ich blicke erfreut auf mein Bild und erkenne zugleich meine Furcht; also die Synchronizität meiner Kunst.

Ein tröstlicher Gedanke, weil er auch Tabus und deren gesellschaftliche Relevanz verbindet. Ich will es so betrachten: Lust, Perversion, Umstrittenes, Hässliches, Schändliches wird im Spiegel meiner Kunst poetisch gespiegelt. O, ich merke, ich schweife von der eigentlichen Spiegeloberfläche ab, gleite tiefer… und nenne meine Kunst dieses ominöse Tier mit den zwei Rücken, von dem Roger Willemsen einst sprach, als er das menschliche Begehren, die Erotik zu Wort kommen lassen wollte, um Bilder für das Unsagbare zu finden.