Orte unheimlich und Orte sehr vertraut

Im Prinzip sind meine Träume immer recht üppig…

Nur in meinem letzten zurückliegenden Traum bezog ich überraschenderweise eine eher schlichte Wohnung. Alles in ihr wirkte karg, wenig opulent, sondern vielmehr minimalistisch. Die einzige Ausnahme bildete in meinem Traum ein kleines Zimmer, das, im Gegensatz zu der übrigen Wohnung, radikal vollgestopft war. Dort stapelten sich bis unter die Decke sicherlich 40.000 Seiten Papier.

Handgeschriebene Manuskriptseiten, die sich im Zimmer zu schmalen Türmen formten, sie waren alle in einer seltsamen Kurzschrift verfasst, deren Inhalt, so war mir augenblicklich klar, nur die wenigsten Menschen verstehen würden. Zunächst war ich fest davon überzeugt davon, dass jemand mir im Traum mein gesamtes Werk offenbarte. Wirklich alles von mir, Leinwände, Zeichnungen, Collagen, Tagebücher, Objekte, schienen in einen einzigen Raum zusammen gepfercht.

Dann dämmerte mir allerdings, das ich mich in der Wohnung des Philosophen Edmund Husserl befand. Ein fleißiger Kerl, dachte ich so bei mir. Nun gut, man kann sich die Leute nicht aussuchen, von denen man träumt. Karl Kraus wäre nett gewesen. Er hätte sicherlich für mich an eine Wand meiner Wohnung die Zeilen hinterlassen: „Du bist berühmt. Die anderen wissen es nur noch nicht.“

Aber von Husserl zu träumen war auch okay. Jedes Ich hat seine „Lebenszeit“, schrieb er einmal. Und er hatte absolut recht damit.

Zufrieden tauchte ich deshalb aus meiner Traumzeit auf, um dann auf der anderen Seite des Spiegels meiner ganz eigenen Lebenszeit nachgehen zu können. Das bedeutet… so verstehe ich meine Kunst: Bilder malen, Texte schreiben, Objekte anfertigen, und alles in ein kleines Atelier stopfen.