Der Wille zum Bild

Die heutige (Kunst)Geschichte hat das moderne Bild mundtot gemacht, bedauerlicherweise zum Schweigen gebracht. Ich fand dieses Vorgehen von jeher sehr bedauerlich. Mir geht es in diesem Punkt wie Giacomo Casanova, der behauptete, es hätte für ihn keinen Sinn gehabt mit einer Frau zu schlafen, mit der er sich nicht auch hätte unterhalten können. Mir geht das mit Bildern ähnlich. Mit einem Bild, das nicht mit mir reden will, würde ich auch nicht ausgehen wollen. Ich bin einfach kein Künstler nur für eine Nacht.

„Die Neurose ist dadurch charakterisiert“, flüstert mir zärtlich mein Bild ins Ohr, „dass sie auf Gedanken ebenso ernsthaft reagiert, wie das die normalen Menschen auf die sogenannte Wirklichkeit tun.“ „Ach, ist das so?“ will ich wissen. „Aber wie wirklich ist denn die Wirklichkeit nun wirklich?“ „Wirklich interessant“, diagnostiziert mein Bild. Und küsst mich auf mein erregtes Herz.