Geliebte Irrfahrten

Kunst bedeutet nichts anderes als eine Irrfahrt durch die eigene Seele; Tage und Nächte verbringt man mit endlosen Spaziergängen durch Labyrinthe, nur um an einem fernen, neuen Erkenntnishorizont hoffentlich feinen, aufsteigenden Rauch erkennen zu können. Dies gilt es dann zu erkunden. Wie in einem fiebrigen Traum treffe ich dort vielleicht auf einen Komplex von Gebäuden, errichtet aus ziselierten Steinen. Eine liebreizende Frau bittet mich sicherlich freundlich in ihr Anwesen. Aber nur wenig später vermischt sie eine Speise mit seltsamen Kräutern, die sie mir mit einem äußerst gewinnenden Lächeln anbietet und verwandelt mich… in mir schägt nun ein neues Herz und sagt: „Jederzeit muß man in dieser Welt auf der Hut sein vor den Anschlägen irgendwelcher Götter, Dämonen und Zauberwesen, die einen nach Belieben in einen Bären,“ oder „in ein Schwein … verwandeln können und die die Macht haben, das Leben zu versteinern oder zu einer Karikatur seiner selbst zu erniedrigen.“ *1 

Oder auch: „Wie man immer genauer sieht / die Begierde … drückt ihre Formen in den Strom des Körpers ein / in den heißen Quellen der Haare / und der Spiegel“ *2

(*1 aus: Eugen Drewermann; Tiefenpsychologie und Exegese 1 / Die Wahrheit der Formen / Traum, Mythos, Märchen, Sage und Legende. // *2 Gedichtzeilen von Toyen)

… „ältere“ Bilder, nicht weniger wahr … „Überall sind Augen in Federknäueln und ein leises Pochen im Innern gesprenkelter Eier“ (noch einmal Toyen) … und diese gesprenkelten Eier beinhalten das, was wir Zeit nennen.