Es geht weiter…

Wo Welt und Fantasie sich gegenüberstehen. Oder miteinander tanzen, zusammen einen Blick auf Unmöglichkeiten werfend, ohne schamhaft zu erstarren, da will ich ein Ich sein. Aus den Holzplanken meiner Wiege zimmerte mir ein anderes Ich einst mein Atelier, mäanderte dann umher, stetig sich verändernd in aufsteigenden Schwärmen von Papierfliegern, auf denen es Zeichnungen für mich hinterließ… In ihren sprenkelhaften Schatten, entdecke ich ab jetzt nur noch Schönwetterphänomene, um in Tränen der Freude auszubrechen. Mit der Dämmerung werde ich nach wie vor gerne telefonieren. Für meine Melancholie weiterhin einkaufen gehen.

Solche Theatralik zieht ein in die Poren der Atelierwände und die Tiefe von Raum und Zeit, sie steigert meine Lust auf Kunst geradezu in einen Wahn. Um damit fertigt zu werden, ziehe ich nun mühelos einen Kreis um Realitäten, um sie darin für immer gefangen zu halten. Oder als nette Erinnerung in ein Regal zu stellen. Mit anderen Worten: es geht weiter, immer weiter…

Totem und Tabu

Totem und Tabu mit dem Untertitel: Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker ist ein Buch Sigmund Freuds aus dem Jahr 1913. Freud versucht in diesen Essays, Fragen der Völkerpsychologie mit den Mitteln der Psychoanalyse zu beantworten. Primitive Gesellschaften stehen, Freud zufolge, auf einer niedrigen Entwicklungsstufe der Menschheit; diese Stufe entspricht den frühen Entwicklungsphasen der Individuen. Fragen zum Totemismus, zum Tabu, zur Magie können deshalb durch Rückgriff auf die psychische Entwicklung des Kindes aufgeklärt werden…

Die Exogamie beruht auf inzestuösen Objektbeziehungen, das Tabu auf der Ambivalenz von Verbot und Begehren, die Magie auf der narzisstischen Überbesetzung der eigenen Gedanken, und Totemismus und Exogamie haben ihren gemeinsamen Ursprung in der ambivalenten Beziehung zum Vater. 

„Wir wissen nichts, nicht viel. Es weiß das Weinen von der Liebe mehr als wir. Ein Lied, das einer, der allein ist, singt, weiß mehr.“ (Wolf Wondratschek)

Meine Wahnheit und nichts als die Wahnheit

I don’t wanna talk / About things we’ve gone through / Though it’s hurting me / Now it’s history … Kulturelle Zwänge werden nämlich heutzutage gerne abgelegt, die Gesellschaft verliebt sich eher in ihre eigene unkultivierte Authentizität. Nun, da muß ich ja nicht mitspielen. Und so bleibe ich auch gerne bei meinem Unbehagen, sprich bei der Kultur, hängen. Wie auch an der Kunst, die ich so gerne als einen Teil meiner Kultur ansehe. Kunst ist für mich ein Instrument, auf dem ich immer nur „liebevoll-beschränkt“ spielen kann… Das Schicksal von Kunst ist es, denke ich immer, wenn sie sich auf die Bühne einer Öffentlichkeit wagt, sofort in einem Wettstreit überboten zu werden. Die Öffentlichkeit sucht den SUPERSTAR. Ein kleiner Stern, noch dazu am Rande eines unbekannten Universums, ist völlig uninteressant. Soll sein. Wollust und Grausamkeit kann ich deshalb auch ohne Scham die Aszendenten von meinem pittoresken Sternenherz nennen. Erregt so etwas wirklich die Gemüter? Würde eine Öffentlichkeit mich deswegen vorführen, düpieren, mir die Eingeweide einer antiquierten Wunschvorstellungen herausreißen? Oder  mich an den medialen Pranger einer Talkshow stellen? THE WINNER TAKES IT ALL… Mag alles sein. Nur meine Seele bekommt die Öffentlichkeit nicht. Sie sitzt dort, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren. Und etwas berühren heißt hier, das mir etwas bedeutet. Mit anderen Worten: ich entblöße mich in jedem Bild / dafür muß ich mir sogar die Haut abziehen (lassen, wenn ich nicht Obacht gebe und meine Deckung verliere)…

Ich bin nackter als ein Exhibitionist je nackt sein kann / und werfe so die Frage nach der nackten Wahrheit auf / und dies / ungeeignet für jeglichen Wettstreit / aber einer sinnlosen Tortur wie Kunst eben nicht abgeneigt / Verrückt / so ziehe ich meine Kreise / durchlaufe Verwandlungsprozesse / Frösche werden zu Schmetterlingen / und diese wieder zu Raupen, die auf Pilzen sitzen und Pfeife rauchen…

„Wer bist du?,“ erkundigt sich die Raupe gelangweilt und mit schläfriger Stimme. „Ich weiß es nicht genau,“ lautet meine immer gleichlautende Antwort. „Denn ich bin nicht ich; es ist reichlich verwirrend, in einem einzigen Leben so viele verschiedenen Körpergrößen zu haben.“ „Du wirst dich im Laufe der Zeit daran gewöhnen,“ sagt die Raupe und schiebt sich die Pfeife wieder zurück in den Mund, um genüßlich zu paffen und dann den Rauch auszuatmen. So verweht die Zeit um mich herum und ich mit ihr. Mir reicht das voll uns ganz… so lautet meine ganze Wahnheit…

Wegen der Rose begießt man die Dornen

Es gab eine Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat. In dieser Zeit unterlegte man Beiträge zur Kultur im Fernsehen (!) stets mit der Musik von Erik Satie. Heute wird stattdessen lieber Ludovico Einaudi gespielt, damit wir sofort hören und verstehen können: „Guck an, da geht es um Kultur.“

Ich habe jedoch auch schon ab und an bemerkt, dass Beiträge zur Kultur sehr gerne mit dem Soundtrack des Films „Inception“ (Musik von Hans Zimmer, wem auch sonst?) markiert werden. Soll dies bedeuten, dass es sich bei Kultur um einen Traum im Traum handelt? Und dank der Musik ist es uns möglich, in unsere Träume und somit in das Unterbewusstsein von uns Menschen einzusteigen?

Es gab ebenfalls eine Zeit, in der Marie Luise Kaschnitz schrieb: „Nicht gesagt / Was von der Sonne zu sagen gewesen wäre / Den Teufel nicht an die Wand / Weil ich nicht an ihn glaube / Gott nicht gelobt / Aber wer bin ich daß“. All diese Zeiten sind vergangen. Manchmal macht mich der Verlust richtig traurig, auch ein ganz kleinwenig zornig…

… dann möchte ich malend etwas zurechtrücken. Aber wer bin ich daß

 

Ein Bild über meine große Ur-Gläubigkeit

Beim Begriff „phantasmatisch“ mußte ich nachschlagen. Und siehe da: Als Phantasma wird allgemein eine mentale, innere Vorstellung bezeichnet, oft auch abwertend im Sinne eines Hirngespinstes oder Trugbildes. Im deutschen Sprachraum bezeichnet Phantasma eine wahrnehmungsähnliche szenische Gegebenheit, psychiatrisch so viel wie Illusion, Pseudohalluzination und Halluzination. Na, sag ich doch, Glückwunsch zur Religion.

Nicht immer schön

Fakt ist und bleibt: das ist alles nicht immer schön, was ich so tagtäglich zu Papier bringe. Es verstört, stellt Fragen, läßt einen allein zurück. Aber so soll es sein…

Am Ende sage ich mir jedoch: auch meine Abgründe sind allesamt „made with real silver“.

De berte fan Venus

De berte fan Venus, das ist westfriesisch und bedeutet zu deutsch: Die Geburt der Venus.

Dieses kleine digitale Werk stellt die Ankunft meiner geliebten Mutter-Göttin an der Küste von Sylt dar. Trotz ihrer Nacktheit ist die Göttin kein Symbol der körperlichen, sondern der geistigen Liebe. Das Bild befindet sich in meinem Privatbesitz. Und ist Teil meiner Selbstanalyse. Ganz klar.