Das Gespräch zweier Seelen.

Nachdenken über die „eigentliche Bedeutung dieser wunderbaren Kunst“… oder auch: Kyot trifft auf Detlef Bach.

Zum Existenzgefühl des Menschen gehört es, zu begreifen, dass er ein Teil von etwas großen Ganzen ist. Und dass er zugleich das festhalten will, was ihn von jeden anderem Menschen unterscheidet. Solch ein Bestreben nannte ich bis dato gerne auch meine Kunst. Und mein Freund Kyot fügt hinzu: „Mir ist beim Malen wichtig, dass der Moment in der Linie spürbar ist.“

Und so wollen wir es, unser ständiges Bemühen, verstanden wissen: Wir alle spielen oder starren ständig auf unzählbar viele Bühnen und/oder Bildschirme. „Individualität versus Schwarmverhalten“ heißt das Stück, dass überall und pausenlos um uns herum gezeigt bzw. uns vorgespielt wird. Ein Philosoph resümiert, dass das Eigene (Ich) heutzutage in Gefahr ist, entwertet zu werden. Lieber schließe man sich deshalb der Masse an und übernähme die Standards, die von der Masse verlangt und definiert würden. „Man geht zuerst ins Netz und schaut auf den medialen Beobachtungsschirm, um dann zur Selbstwahrnehmung zu kommen.“ (Rüdiger Safranski)

Auf diese Art und Weise läuft jeder von uns allerdings Gefahr sein eigenes, wahres Selbstgefühl zu verlieren…Denn zum Denken, so die Philosophin Hannah Arendt, benötige jeder von uns das Alleinsein. Sie meint damit die Unterbrechung des ständigen, überbordenen Kommunikationsstroms mit all seinen Informationen. Von diesen werden wir Tag für Tag geradezu überschwemmt. Um diesem Tsunami entkommen zu können, bedarf es der Zurückgezogenheit, der Vereinzelung. Kunst war für mich, war für uns, stets dieser Ort. Ein selbstgewähltes Exil auf Zeit, ein Moment des erfrischenden Alleinseins. Spürbar in jeder Linie. Diese Kunst als auch – und vorallem – das „Denken“, so sagt Hannah Arendt, sei mit der „Erfahrung des inneren Gesprächs mit sich selbst“ vergleichbar. „Das Denken ist, existentiell gesehen, etwas, das man allein tut, aber nicht einsam: allein sein heißt mit sich selbst umgehen; einsam sein heißt alleine sein, ohne sich in das Zwei-in-einem aufspalten zu können, ohne sich selbst Gesellschaft leisten zu können.“

Wir deuten Hannah Arendt für uns gerne so um, das wir auch in der Kunst als Einzelner, der jeder von uns nun einmal ist, seine Dualität entdecken, d.h. ein Gespräch innerhalb der eigenen Seele zu führen vermag. Wenn zwei Künstlerfreunde sich also nun zusammen finden und jeder dem anderen seine ganz eigene Kunst an- und darbietet, welche Quíntessenz könnte dieses Gespräch zweier Seelen ergeben? Vielleicht ist es die wunderbare Erkenntnis, dass beide Freunde durch ihr vertrauensvolles Gespräch am Ende, jeder für sich, ein kleines bißchen weniger allein ist. Dies wäre doch ein überaus schöner und tröstlicher Gedanke: Durch Kunst weniger allein als zuvor. Aber sehen Sie doch selbst: im „Salon 87a“ am 29. und 30. Oktober 2022 und am darauffolgenden Wochenende am 5. und 6. November 2022.

Beizeiten werde ich diesen Artikel noch einmal posten… Heute wollte ich mich einfach schon einmal an ihm erfreuen. Für mich allein.