UnDANK

Die Macht eines Staates oder einer Person bemisst sich nach der Menge der Schmerzen, die er oder sie anderen beibringen kann, ohne dass das Opfer rechtliche Schritte gegen dieses Prärogativ unternehmen kann oder das Gesetz selbst sich dem entgegenstellt. Andere nach Gutdünken leiden zu lassen, ist die dunkle Seite der Macht: dies reicht von der Ohrfeige bis hin zu Stockschlägen, von der „Abreibung“ über Peitschenhiebe bis hin zum Brechen oder Ausrenken von Gliedmaßen…

In Sexualität und Wahrheit analysiert Michel Foucault, wie die Macht der Gesellschaft unsere Vorstellung von Sexualität bestimmt. Die abendländische Kultur und insbesondere das Christentum haben den Sex durch Beichte, Geständnis und Kontrolle gezähmt. Das Problematische daran ist nicht, dass Sex zum Tabu geworden wäre – das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn Sexualität wurde und wird stark thematisiert: in der Kirche durch die Beichte, in der Schule durch Verbote, in der Politik durch Heiratskontrollen und in den Jugendrebellionen durch den ständigen Ruf nach Freiheit. Das Problem ist, dass wir gar nicht merken, wie stark unsere Vorstellung von Sex, davon, was „normal“ und „pervers“ ist, durch genau diese Diskurse bestimmt wird, in denen sich die Machtstrukturen unserer Gesellschaft entfalten. Gibt es einen Ausweg? Möglicherweise ja, meint Foucault: Philosophie und Gesellschaftstheorie müssen sich auf die Antike besinnen, als sich die Menschen als freie Subjekte entwarfen, die sich ihre Auffassung von Sexualität selbst gaben. Was immer man von dieser Rückbesinnung halten mag – Foucaults Werk ist zweifellos ein Klassiker des postmodernen Denkens. Das Wort Macht stammt ursprünglich aus dem Gotischen und kommt von magan, was übersetzt Können, Kraft, Vermögen, das Mögliche wirklich machen bedeutet. In der Sozialphilosophie charakterisiert Macht das Verhältnis in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die moderne Macht bemächtigt sich des Individuums, indem sie wesentlich auf dessen Körper abzielt, so Foucault.

P.S.: „Seit neuestem kommt der Begriff Trash in der Ästhetik vor. Hier geht es nicht um die Versuche, aus Abfällen Bildkunstobjekte zu verfertigen, was als Erster und immer noch Prominentester Josef Beuys betrieben hat und was eine Aufwertung bedeutete, bei der keinem das Wort Trash einfiel. Seit neuestem indessen bezeichnet Trash, jedenfalls im Deutschen, eine bestimmte Tendenz bei den Künsten, voran den Darstellenden. Die frühen Filme und Aktionen von Christoph Schlingensief waren Trash. Viele Elemente des Theaters von Frank Castorf und René Pollesch sind Trash. Die Bildkunst des hoch gehandelten Jeff Koons und des schrillen Jonathan Meese ist Trash. Die Romane von Helene Hegemann und E. L. James sind Trash. Die aufwendig produzierten Spielfilme von Quentin Tarantino sind Trash.“ „One Night in Bang Cock“ ist Trash. Da will ich gar nichts schön reden. Aber es war mir ein Bedürfnis hier meine Stimme für Texas Patti (siehe auch: www.happyweekend.tv) zu erheben und ihr Michel Foucault an die Seite zustellen. Oder wenigstens in einem Artikel beide Person einmal zu erwähnen. Voila! Diesen Spleen mögen manche Leute schon wieder für Trash halten. Okay… Aber der Kulturmarkt ist heutzutage eben wie jeder andere Markt. Schon längst geht es nicht mehr um das Wahre, Schöne und Gute, wie es das Bildungsbürgertum alter Prägung forderte. Verkauft wird, was sich verkaufen lässt, meint eben der Schriftsteller Rolf Schneider – und das ist in vielen Fällen einfach Trash! (Fotos: BILD online und citelighter.com)