Das gibt´s nur einmal

Unglaublich, aber wahr: Wein ich? Lach ich? Träum ich? Wach ich? Heut weiß ich nicht, was ich tu. Wo ich gehe, wo ich stehe, lachen die Menschen mir zu. Heut werden alle Märchen wahr. Heut wird mir alles klar: Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder, das ist zu schön um wahr zu sein…

IMG_3905Kopie

So wie ein Wunder fällt auf uns nieder vom Paradies ein gold’ner Schein. Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder, das ist vielleicht nur Träumerei. Das kann das Leben nur einmal geben, vielleicht ist’s morgen schon vorbei. Das kann das Leben nur einmal geben, denn jeder Frühling hat nur einen Mai. Jedes Pärchen glaubt das Märchen: Liebe hat ewig Bestand. Doch weißt es, einmal heißt es: Reich mir zum Abschied die Hand. Dann ist der Himmel nicht mehr blau. Dann weißt du’s ganz genau: Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder. Ehrlich jetzt? Es gibt wirklich nur ein einziges 2015? Ach, vielleicht kommt es ja doch irgendwann wieder, dieses Jahr. Wer weiß das schon? Denn wenn es nicht gestorben ist, dann lebt es noch heute. Und immer fort. In mir und meinen Erinnerungen und Träumen. So ein 2015 lässt sich nicht unterkriegen. Genauso wie die isländischen Elfen, die lange, spiddelige Beine, große Ohren und wuscheliges Haar haben. An die glaub ich nämlich auch! Wenn gleich sie bei mir etwas anders aussehen. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass, wenn ich stets auf meinem weiteren Lebensweg gut Acht gebe, dann erwische ich wieder eine dieser Elfen dabei, wie sie sich gerade auf einem Pilz ausruht. Oder ihn laut lachend zum Einsturz bringt.

Mein Jahresrückblick

Jahresrückblick2Jahresrückblick2015

All meine Bilder, all meine Arbeiten, all meine Zeichnungen und Texte habe ich stets als eine einzige, große Collage angesehen. Privates vermischt sich bei mir mit Künstlerischem, Profanes habe ich neben Heiliges gestellt. Friedrich Nietzsche schreibt in einem seiner Notizbücher, dass wir „das Abbild der Ewigkeit auf unser Leben“ drücken sollen. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob mir das je gelungen ist. Was genau ist denn das Abbild der Ewigkeit? Wie könnte es aussehen? Hat es ein Gesicht? Einen schlagenden Herzmuskel? Besitzt es einen Namen, mit dem man es rufen kann? In meinen Arbeiten, denke ich, habe ich mir beim Wachsen zugeschaut, um dann kurz zu skizzieren, an welchem Punkt des Lebens ich mich gerade befinde. Oftmals hatten und haben diese Punkte die Züge eines depressiven Romantikers angenommen: Illusionslos, aber hoffnungsschwanger. So will ich gerne meine künstlerische Arbeit beschreiben. Ein Karussell, dass sich im Kreis auf einer endlosen Gerade bewegt. Und ab und an bin ich dann auch der weiße Elefant, der mir hechelnd begegnet und mir selber zuruft: „Ausatmen! Bitte, das Ausatmen nicht vergessen!“

Jahresrückblick

So war es auch wieder in diesem Jahr.

Der Traum des Troubadours

P1080626 Kopie

Ach, wo wir gerade beim Thema sind… Gegen Ende des Jahrhunderts mündete das akademische Studium der mittelalterlichen Troubadorliteratur bekanntlich in die Entdeckung der „höfischen Liebe“. Und was soll ich sagen: das war genau mein Ding!

Meine Teuerste

Bildschirmfoto 2015-12-13 um 18.44.58 Kopie

„Wer sind Sie, meine Teuerste? Ich kenne Sie nicht,“ lüge ich, als ich diese Frau wieder einmal zu zeichnen beginne. Aus dem Kopf! »Jeder kennt mich, ich bin Anima,« flüstert sie mir ins Ohr. Ich weiß das: anima wird übersetzt mit Luft bzw. Lufthauch, Wind, Atem, aber auch Leben. Gleichzeitig steht das Wort für eine abgeschiedene Seele. All diese Begriffe fasste der Psychoanalytiker C. G. Jung später schlicht unter dem Oberbegriff Seele zusammen. Für ihn war Seele eine archetypische und unbewusste Persönlichkeit, eine innere Einstellung, die dem Unbewussten zugekehrt wird…  Mit anderen Worten: Ich zeichne sie wiederholt nicht nur aus dem Kopf, sondern auch aus meiner Seele heraus. „Verstehst Du das?“ , will ich von meiner anima wissen. „Ich will dich… aus meiner Seele.“  Oder aus meinem Leben? Was ist das Leben? Ein einziger Schwall aus Nebensächlichkeiten. Bis heute haben wir nicht miteinander geschlafen. Noch nicht einmal auf dem Papier oder der Leinwand. Dabei gab es so viele Gelegenheiten dazu. Warum haben wir sie verpasst, meine Teuerste.

P1310023 Kopie

rote (neu)rosen

Hatte ich es eigentlich schon einmal erwähnt… Ich habe als Künstler doch immer so einen Druck auf den Schläfen. Aus diesem Grund musste ich auch schon zum Neurologen. Was soll ich Ihnen sagen: es war eine Katastrophe. Was passiert war? Sie meinen ein Tumor sei die Ursache meiner Kopfschmerzen? Nein, nicht ganz. Moment, ich erzähle es Ihnen kurz: Also man hatte mich in die Röhre geschoben… und… und dann hatte der Arzt im Raum nebenan auf seinen Monitor geschaut, also direkt in meinen Kopf, in mein Hirn hinein. Plötzlich brüllte er über den Lautsprecher: „Hey, machen Sie, dass Sie da raus kommen. Aber sofort!“ Glauben Sie mir, völlig eingeschüchtert krabbelte ich aus der Röhre. Der Arzt stürzte in den Behandlungsraum und beschimpfte mich wütend: „Was glauben Sie eigentlich, was so ein medizinisches Gerät kostet?“  Ich wolle es doch gar nicht kaufen, verteidigte ich mich leise. „Ihre Hirnwindungen bringen das größte MRT-Gerät zum Implodieren!“, schrie der Arzt mich weiter an. „Machen Sie, dass Sie verschwinden. Lassen Sie sich woanders untersuchen, meinetwegen in einem Atomkraftwerk. Aber nicht in meinem MRT!“ … Und was glauben Sie, was das nun bedeutete? Ein riesiger, verstrahlter Tumor? Nein! Schlimmer! Pure Phantasie! Die Entartung und Entfaltung der Seele. So etwas kann kein Neuroscanner verkraften. Und schon gar nicht heilen. Der Konflikt zwischen Kunst und Realität muss eine Maschine zerreißen! Ich meine damit all die Monster, die meine Phantasie über Jahre genährt haben. Mit anderen Worten: Mick Jagger geht bei mir ägyptisch durchs Bild, John & Yoko stehen nackt herum, Herr Hofmann, der Erfinder des LSD, spricht zwischen die dürren Beinchen einer Barbiepuppe und kichert wie blöde, eine Prostituierte liegt Modell für die Olympia, eine andere für die Venus. Und Angelina Jolie beobachtet die beiden neidisch aus der Kulisse heraus. Elvis Presley lebt und interessiert sich für vegane Rockmusik, Michel Foucault lässt seine Träume vom Künstler Ernst Fuchs aufzeichnen. Frank Sinatra tanzt mit Shirley MacLaine im Abendschein, James Franco spielt Sammy Davis jr. und Dean Martin in einer grandiosen Doppelrolle. Heinz Rühmann bemüht sich um die Hauptrolle in „Der Untergang“, weil Hans Moser schon für die Göring-Rolle gecastet wurde. Elizabeth Taylor wird von den sieben Zwergen bedrängt, sie verschwinden alle zusammen in einem Hinterzimmer. Friedrich Nietzsche erzählt Ernst Jünger jüdische Witze und lacht dabei am lautesten. Aber Ernst Jünger versteht gar keinen Spaß und geht mit dem Maler Jörg Immendorf zu einer anderen Party. Es regnet rote Rosen. Auch auf die, aus den Leinwänden fallenden, wurmstichigen Piraten, die angesoffene Gäste einer arrangierten Hochzeit hinweg metzeln. Und Inspektor Columbo hat deshalb nur noch eine allerletzte Frage an mich: Wer war diese plötzlich auftauchende Lolita, die meinen ebenfalls nackten Leib mit anschmiegsamen nackten Beinen verschlang? Oja, ich lag in dieser Röhre und ich sah dieses gewaltige Gemälde, das in einer düsteren großbürgerlichen Bibliothek zwischen Folianten lauerte und meine Phantasie befeuerte…

Bildschirmfoto 2015-12-11 um 10.11.15 Kopie

Der Rest war wohliges Schweigen.

„Pieta“ um 15:00

Bildschirmfoto 2015-12-02 um 10.03.24 Kopie

„Der Honig tropft von seinen Händen. Er geht heim zu Papa und Mama… und lässt sie seine Hände ablecken. Er sagte ihnen aber nicht, dass er den Honig aus dem Leibe des Löwen genommen hatte… Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass sie keinerlei Fragen stellen. Vielleicht haben sie Angst zu fragen. Angst vor der Antwort…“  (aus „Löwenhonig“ von David Grossmann)