„Bellini: Pietà (um 1500) / Bach: Pietà (um 15:00)“

O, welche Fülle. Was willst du? Die Politik der Ekstase ist real. Spürst du nicht, wie sie in dir arbeitet, sodass man Lust bekommt…

In meine Bewunderung für die alten Meister, mischt sich auch oft ein zauberhaftes Befremden und sogar eine jubilierende Empörung meinerseits. Der Grund dafür sind die Traditionsbrüche, die unsere Meister immer wieder gewagt hatten. Davon kann ich nur lernen. Tag für Tag. Bild um Bild.

Der Musensohn

 

Der Musensohn, betend: „Ich entblätterte dich wie eine Rose, um deine Seele zu erblicken, und ich sah sie nicht. Aber alles rund herum… O, F@#k! Ich, mein Liedchen wegpfeifend, so geht’s von Ort zu Ort! Auch Jesus, der so hell brennt wie ein Stern, der schont gewiss nicht all die feinen Herrn, die mir so manche Freude stahlen bei Nacht und auch bei Tageslicht; sie werden es im Feuerofen zahlen, mit keinem Geld entgehn sie dem Gericht. Ihr lieben holden Musen, Wann ruh‘ ich ihr am Busen auch endlich wieder aus? Ich würde gern noch viel erzählen… aber alles wurde von einem durchdringenden Duft erfüllt.“ (Juan Ramón Jiménez, Johann Wolfgang von Goethe, François Villon; Musensöhne auch sie.)

Geschehen-Lassen

„In wessen Augen sollten wir schauen, um (das Paradies) zu sehn, eingerollt im Schwarz der Pupille, seiend nicht seiend?“ fragt David Grossman. Ein anderer Dichter schreibt einige seiner Zeilen auf einen kleinen Fetzen blauen Himmels. Die Tinte der Schrift blutet dort aus und wird zu meinem Bild… gläubig und ungläubig, furchtsam und verwegen.

Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue.