Beleuchtung und Farben

Die Beleuchtung und die Farben aller Dinge haben sich verändert!

Wir verstehen nicht mehr ganz, wie die alten Menschen das Nächste und Häufigste empfanden // Alle Erlebnisse leuchteten anders, denn ein Gott glänzte aus ihnen; // „Wahrheit“ wurde anders empfunden, denn der Wahnsinnige konnte ehemals als ihr Mundstück gelten –

– was uns schaudern oder lachen macht.

Wir haben die Dinge neu gefärbt, wir malen immerfort an ihnen – aber was vermögen wir einstweilen gegen die Farbenpracht jener alten Meisterin!

– ich meine die alte Menschheit. (Friedrich Nietzsche)

Ehrliche Liebe schadt Niemandt

Die blinde liebe ist so starck / Das sie durchtringett bein und marck / Den jungen gepürt sie ein scham / Den Jungfrawen macht sie dröth außgan / Mein Herz ist wie erfroren / Kalt starrt sein Herz dahin / Schmilzt je das Herz mir wieder, fliesst auch das Bild dahin… / Wo find ich eine Blüte, wo find ich grünes Gras ? / Gefährten des einzig Wahren geraten aneinander… Süsse Sorge Schwärze / Am verschütteten Straßenrand / Hinunter, ins Feuer – Stille, Schrei!… Schrei!… Reiss auf die Fenster und… / Ein Jüngling sie ein fewr bereydt / Dem alter ist sie ein spott gar…

Kunst kann niemals keuch sein

„Kunst kann niemals keuch sein?“  O, ich finde es falsch, dass alle verliebten Gedichte die fleischliche Wollust zum Grunde haben. Manche sind ein bloßer Scherz, viele aber sind nicht anders anzusehen, als Komplimente, die ein galanter Herr einem Frauenzimmer schuldig ist. Was aber ist, wenn es mal keine Wahl gibt, was zu lieben wäre? Was ist, wenn man einfach liebt?  Ohne das man geliebt hat? Du verfällst ihr einfach: siehst sie, bist auf der Stelle für jede nüchterne Überlegung verloren und hast keine andere Wahl mehr als zu lieben? Wir haben es zu lernen. Ich habe die Ehre, die große Ehre… Dich zu küssen. Wir haben sie zu lernen: Die Liebe.  (Textpassage aus einem Programm von „Amor & Psycho“ alias Britta Aidenberger und Detlef Bach)

Warten lernen

O, nein, nicht schon wieder ein Eintrag. Wo soll das hinführen?

„Künstlertum heißt warten lernen.“ Dies hatte mir mein Vater, kurz vor seinem Tod, noch anvertraut. Ich warte also… auf was!?

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Ich habe genug

1. Arie B: Ich habe genug / Ich habe den Heiland, das Hoffen der Frommen / Auf meine begierigen Arme genommen / Ich habe genug! / Ich hab ihn erblickt / Mein Glaube hat Jesum ans Herze gedrückt / Nun wünsch ich, noch heute mit Freuden / Von hinnen zu scheiden. (Johann Sebastian Bach; Kantate BWV 82 – „Ich habe genug“)

Taschenbilder

Um die Probleme des so genannten grauen Alltags mir angenehmer bzw. mir überhaupt erträglich zu gestalten, könnte ich bei Bedarf zu folgenden Substanzen greifen: Alprostadil (z.B. Caverject, Muse) und Sildenafil (Viagra) gegen meine Erektionsstörungen, Bupropion (z.B. Zyban) zur persönlichen Raucherentwöhnung, Finasterid (z.B. Propecia, Proscar) und Minenoxidil gegen meine Glatzenbildung, Fluoxetin (z.B. Fluctin), als auch Sibutramin (z.B. Reductil) oder Orlistat (z.B. Xenical) als Appetithemmer bei meinem Übergewicht. Melatonin gegen Jetlag. Und Vitamin-A-Säure gegen meine Falten im Gesicht. Meist greife ich allerdings dann doch „nur“ zur Kunst (z.B. Bilder, Texte) gegen meinen normalen Wahnsinn! Oder, wie in den letzten Wochen, gegen die Trauer! Um den Verlust von einem geliebten Menschen überhaupt „begreifen“ zu können.

Im Gegensatz zu den anderen Substanzen ist Kunst allerdings KEINE Lifestyle Droge.

Liebster Detlowitsch! Deine „Taschenbilder“ haben mich buchstäblich umgehauen! Sie sind unglaublich beeindruckend und was Wolfgang Ullrich (siehe gestrigen Artikel) dazu bemerkt, kann ich nur unterstreichen. Auch auf mich wirken sie nicht in erster Linie traurig. Eher so, als ob da jemand sein Gepäck bereitet und mir noch einen kurzen Blick auf seinen geheimen Schatz erlaubt. Das Wichtigste wird aufgehoben!! Eine wunderbare Arbeit! Sei umarmt mit tausend Küssen. Deine Cornel

„Ich werde vielleicht in meiner Todesstunde zittern, aber vor meiner Todesstunde werde ich nie zittern.“ (Gotthold Ephraim Lessing. 1729 – 1781)

Der Trost der Taschen

„Vater, ich träumte von einer kleinen Auswahl von Taschen. Es waren die Taschen von Mutter!… Vater? Eine kleine Tasche, nicht wahr, stellt eine Warnung vor vermeidbaren Ausgaben dar. Für Luxus ist jetzt nicht die Zeit! Vater? Eine große Tasche kündigt eine baldige Reise an, ebenso damit verbundene Erfahrungen. Wir alle sollten insgesamt achtsamer, aber auch wissbegieriger sein. Hat der Träumende vielleicht Probleme mit den weiblichen Elementen seiner Identität? Was sagst Du dazu, Vater? Sprich mit mir…“

„Eine Tasche symbolisiert meist Erfahrungen, Gefühle, Energien und geistige Besitztümer, die in einem Menschen ruhen und mehr genutzt werden sollen. Manchmal steht sie auch für sexuelle Bedürfnisse, mein Sohn. Die richtige Deutung des Traums hängt davon ab, um welche Art von Tasche es sich handelt, etwa um eine Handtasche, Einkaufstasche oder die Taschen von Mutter… Möglicherweise verbirgt der Träumende bestimmte Seiten seiner Persönlichkeit vor dem Blick seiner Mitmenschen. Was meinst Du, mein Sohn? Ist es nicht so?“

(Auf der spirituellen Ebene verweist eine Tasche im Traum auf verborgenes, okkultes Wissen hin…)

Einige Tage habe ich gezögert, die obigen Arbeiten zu präsentieren. Es nun doch zu tun, hat folgenden Grund: Die Bilder sind beeindruckend, in Verbindung mit den Texten umso mehr. Diese empfinde ich als notwendige Zugabe, denn sie schaffen einen anderen Akzent. Plötzlich ist den Bildern das Nur-Traurige genommen, Sie geben dem, was man sieht, eine andere Wendung, eine versöhnliche Wendung. Beinahe eine gelassen-heitere. Und das ist sehr schön, ist klug, ja weise. Es sind tatsächlich Trostbilder geworden. Danke dafür! Und weiter viel Kraft für Sie! 

Ganz liebe Grüße; Ihr Wolfgang Ullrich
(Wolfgang Ullrich ist Professor für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie in Karlsruhe. Zahlreiche Buchveröffentlichungen.)

Geburtsstunde 17:07

Eintagsfliegen sind ganz besondere „Menschen“. Ihr Leben an der Luft dauert nur wenige Stunden. In dieser kurzen Zeit müssen sie eine Menge erledigen. Da bleibt nicht mal genug Zeit zum Fressen. Allerdings tragen die Tiere ihren Namen, Detlef, zu Recht.

„Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, so dass der Vorrat für ein ganzes Jahr reicht. Nun wird jeder Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor. Danach füge man drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und Takt. Jetzt wird noch alles reichlich und mit viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht empfiehlt sich jetzt noch mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten zu schmücken und serviere es dann täglich mit Heiterkeit und mit einer guten, erquickenden Tasse Tee.“ Schreibt Catherina Elisabeth Goethe (1731 – 1808), die Mutter von Johann Wolfgang von Goethe. Woher kennt die Frau mich bloß? Ein Teil Arbeit? Bin ich. Zwei Teile Frohsinn und Humor? Bin ich. Optimismus? Das ist ja fast mein zweiter Name. Detlef Optimismus Bach. Toleranz? Ja! Ironie? Okay. Takt? Jawoll, ja. Und das ganze mit Liebe übergossen und mit Aufmerksamkeiten versehen? Bitte, wegen mir. Von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst zersäubert? Autsch! Na, ich wusste doch, dass die Frau nicht mich gemeint haben kann. Wie kann eine Eintagsfliege wie ich nur 51 Jahre alt werden? Zeit, wo ist Dein Stachel!? Wenn ich in ein Stundenhotel ginge, ja, nur so zum Beispiel, dann würden an diesem Tag bestimmt – in genau diesem Moment – die Uhren vorgestellt! Und ich wäre schon wieder raus, bevor ich überhaupt gekommen bin. Mit anderen Worten: ich bin nur deshalb 51 geworden, weil irgendwer die Uhren verdammt weit vorgestellt hat. Anders kann ich mir das (s.o.) nicht erklären:

Und das könnte ich ebenso wenig erklären:

Und das auch nicht:

Und das schon überhaupt nicht: