Mathematik + Kunst = ?

Wollen Sie wissen, warum ich kein Mathegenie geworden bin? Nun, jeder von uns kann und sollte zunächst einmal 1 + 1 richtig zusammenzählen können. Gut. Aber ein Mathematikgott ist man deshalb noch lange nicht. Ich aber weiß wenigstens den tiefer liegenden Grund zu beichten, warum ich, trotz der Gabe 1 + 1 richtig (im Kopf!!!!) zu addieren, nun wirklich kein zweiter Perelman geworden bin.

Zum einen ergibt 1 + 1 bei mir immer etwas Unanständiges, etwas sehr Erotisches, manch einer spricht sogar von einem garstig-unkeuchem Gekritzel (Aber das sind bekanntlich die Mitmenschen, die auch immer wieder lautstark behaupten müssen, dass Kunst der natürliche Feind der Normalität sei.).

Und zum anderen ver- oder behindern bei mir (die so genannten) Restbilder einen vollends abstrakt-mathematischen Blick auf die Welt. Aber solange bei mir, auf die Frage „Was ergibt 1 + 1“ , als Antwort ein wunderbares (Rest-)Bild vor meinem (geistigen) Auge entsteht, solange, ehrlich gesagt, solange pfeife ich doch auf jede Normalität! Da ist mir wirklich jede Kunst hundertmal lieber, als zum Beispiel die Poincaré-Vermutung, die Grigori Perelman 2002 bewiesen hat.

Die kleinste gesellschaftliche Einheit ist nicht der Mensch, sondern zwei Menschen. (Berthold Brecht)

O, du Weib…

O, du Weib! Sündflut meiner Phantasien. Nein, Stopp, du bist kein Weib! Du bist fürwahr eine ganze Welt. Eine Welt voll von Widersprüchen, von abgründigen Gründen, bar jeder Vernunft.

Du Zelt, dass einem Himmel gleicht, du Stellvertreterin des Unsagbaren, des Unaussprechlichem, der Verwirrung. O, du Weib, gib-mir-meinen-täglichen-Trost, so-wie-auch-ich-dir-meinen-Trost-gebe; und-führe-mich-in-Versuchung, wie-auch-ich-dich…

Unser Leben in der Lüge, es wird für uns zur Wahrheit; eine Gewissheit, auf einen Libellenflügel getuscht, der einen Wirbelsturm verursacht. Unser Spiel, es gleicht einem Niedertrommeln von Anständigkeiten.

Es ist ein Mistelspiel unter dem wir uns treffen und küssen. Denn wir beide, wir wissen doch um die Zusammenhänge zwischen der Schädigung der Waldkiefer Pinus sylvestris L. (Pinaceae) und dem Befall durch die Kiefernmistel Viscum laxum. Ja, wir wissen es, nicht wahr, du, meine Mistelgöttin!?

Du, mein liebstes Kunstwerk, geschaffen aus den kontinuierlichen Künsten meiner eigenen Existenz, aus gewussten und gewollten Praktiken gebildet, schlafenden Knospen gleich.

All deine Bilder, Angsttrieben demnach nicht unähnlich, scheinen mir Tagebuchseiten zu sein, geschrieben, gezeichnet, gemalt, auf nackter Haut, auf Leinwand und Papier, mit Speichel, Tusche oder Aquarell.

Wie viele Bilder widmete ich dir schon, bevor ich zur Toteninsel hinüberreiste? Liebend gerne würde ich weitere malen, wenn ich nun von der Toteninsel Abschied nehme. Aber wo bist du? Wo bleibst du? Habe ich dich tatsächlich im Schattenreich verloren? Frau? Schwesterchen? Weib?! Anima?! Antworte mir…

Mein Toteninsel-Bericht

„Hallo!?…“

„Was ich kurz sagen wollte: „Die Toteninsel“ ist der Titel der wohl bekanntesten Gemälde von Arnold Böcklin. Der Titel stammt nicht von Böcklin, sondern von dem Kunsthändler Fritz Gurlitt, obwohl Böcklin in einem Brief selbst auch schon den Namen Toteninsel benutzte. Und ich habe nun vor einigen Tagen (aus biografisch-therapeutischen Gründen) eine Variation dazu gezeichnet. Titel: „Die Rückkehr von der Toteninsel“.“

„Na, wenn das hier (s.o.) jetzt nicht positiv zu deuten ist.“

(Von den ursprünglich fünf Versionen sind vier noch in Museen zu sehen. Die Zweite Version (s.o.), 1880 ; Öl auf Holz, 74 cm x 122 cm ; im Metroploitan Museum of Art – New York.)

Chet Baker

Unfotografierbar   My Funny Valentine –  Sweet Comic Valentine –  You Make Me Smile With My Heart –  You’re Looks Are Laughable – Unphotographable –  Yet You’re My Favorite Work Of Art – Is Your Figure Less Than Greek –  Is Your Mouth A Little Weak –  When You Open It To Speak –  Are You Smart –  Don’t Change A Hair For Me –  Not If You Care For Me –  Stay Little Valentine Stay –  Each Day Is Valentine’s Day  –  Du bist mein liebstes Kunstwerk

(Foto: Krauskopf)

Kunst als Schönheitsmittel

Was ist der Bildende Künstler anderes als ein…

Und was ist Kunst anderes als…

Vielleicht ist Kunst ein Schönheitsmittel? Da die dauernde Anwendung von Lebensformen, die aus dem edlen Sinn und geistiger Bildung heraus geschaffen wurden, auf Charakter und Geist dessen, der dies tut, von günstiger Wirkung sein muss, und weiters Charakter und Geist sich bekannterweise ihre Hüllen, ihren Körper bauen, so stellt – überlegen Sie das nur einmal richtig – der gute Ton das einzig wahre Schönheitsmittel, oder, wenn die Schönheit schon da ist, die einzig wahre Schönheitspflege dar. Keine Salbe, Massage oder Tinktur kann dasselbe erzielen. Ist es nicht so?

Die Welt, eine Insel?

AARON: Na, das gefällt dir? Bizarre Landschaften. Grenzen, die sich ohne Probleme zwischen Schein und Sein verschieben. Wunsch und Alptraum wechseln sich ab. Wie auf einem Kinderkarussell. Und dann und wann: eine nackte Frau! Eine Kreatur.

ER (ADAM): Oja. Man fühlt sogleich den Durst nach dem Martyrium.

DIE SCHWESTER: Na denn – Prost, mein Lieber!

Ein Gemälde zeigt die Hütte eines Einsiedlers. Sie ist scheinbar aus Schilf und Lehm gebaut. Sie besitzt ein flaches Dach und keine Tür. Der Himmel über der Hütte ist blutrot. Die Erde schwarz gemalt. Vor dem Himmel heben sich Vögel in einem dreieckigen Zug ab. DER BRUDER (weist auf dieses Detail hin): Sieht aus wie ein Metallstück, an dem bloß noch die Räder fehlen. Wirkt echt surreal.

ER (ADAM): Stimmt. Großartig. Nicht wahr? WIR SEHEN einige Details von Gemälden. Der Heilige steht in einem lodernden Feuer. Teufelsfratzen. Ein Schwein mit Glöckchen um den Hals. ER (ADAM): Der Sau- oder Fackentoni. DIE FRAU: Wie bitte? ER (ADAM): Antonius wurde im süddeutschen Raum auch gerne als der Sau-oder Fackentoni  genannt. Er galt dort als der Schutzpatron der Bauern und der Nutztiere.

DIE FRAU: In Wahrheit war er allerdings der Abtöter der eigenen Bedürfnisse. Ein ganz armer Wicht.

WIR SEHEN Portraits des Heiligen. Verdrehte Augen gen den Himmel. Eine Wüstenlandschaft. Felsen. Dann Zypressen. Rosensträuche. Das ekstatische Gesicht einer Frau. Entblößte Brüste. Ein Eselskopf. ER (ADAM): Wird der Mensch je erfahren, was Wirklichkeit ist? Das Leben eine Insel, an dessen Rinde man kratzt, um seine eigene Emotion freizulegen? Ein Saal voller Spiegel? Mein Spiel ein Beobachten der Gesichter der Anderen… Ichs?

Deutschtanzen

„Deutschtanzen? Ach, Sch…  warum immer alles erklären wollen?“

(Wenn jemand Fragen hat, dann kann er mich ja fragen.)

(Und wenn jemand denkt, dass ich ohne Überlegung nur sieben Bilder für diesen Artikel ausgesucht habe, dann darf dieser Idiot gerne weiter RTL schauen.) Gabeln nur dann, wenn sie allein gebraucht werden? Hast du übrigens gesehen, wie man die Flasche beim Einschenken hält? Sie wird nicht am Halse gegriffen, sondern am unteren bauchigen Teile. Beim Einschenken hält die Hand die Flasche von oben und dreht sie nach dem Eingießen ein wenig herum; dadurch wird das Tropfen vermieden.

(Merkwürdig… nur in der Bildenden Kunst versteht man nichts mehr vom guten Ton. Na, vielleicht ist das nun eben sehr, sehr komisch… oder vielleicht auch nicht. Wer weiß?)

Warum das alles?

„Warum“, so fragt man mich oft, „warum machst Du das alles nur?“  Und besonders Hartnäckige hängen noch kurzatmig ein „Musst Du das alles tun? Ist das ein Auftrag?“ an die erste Frage an, die ebenso von einem verstümmelten, künstlerischen Missverständnis herrührt, wie die beiden traurigen Folgefragen auch.

Ich gehe glücklich weiter…

FAUST (in tausend Formen)

(Auftritt)FAUST aufschauend :

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?

Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten, wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt.

Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage, und manche liebe Schatten steigen auf.

Gleich einer alten, halbverklungnen Sage kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf.

Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage des Lebens labyrinthisch irren Lauf, und nennt die Guten, die, um schöne Stunden vom Glück getäuscht, vor mir hinweg geschwunden. Sie hören nicht die folgenden Gesänge, die Seelen, denen ich die ersten sang.

Zerstoben ist das freundliche Gedränge, verklungen, ach! der erste Widerklang.

Mein Lied ertönt der unbekannten Menge, Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang, und was sich sonst an meinem Lied erfreuet, wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.

Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen nach jenem stillen, ernsten Geisterreich, es schwebet nun in unbestimmten Tönen mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich, ein Schauer fasst mich, Träne folgt den Tränen, das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich; was ich besitze, seh ich wie im Weiten, und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeit.