Dornröschen, meine ANIMA.

Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward und endlich das ganze Schloss umzog. Das Schloss war in Wahrheit mein Atelier und die Dornenhecke entpuppte sich als Efeu. Und Dornröschen, sie schlief nicht, sie war ganz aufgekratzt…

BachAnima

In meinem Atelier existiert die Seele doch bereits vor unserer Zeugung. Sie bewohnt und lenkt uns also nur vorübergehend und benutzt uns als Werkzeug oder sie ist in dem Körper wie in einem Gefängnis eingesperrt. In Deinem Körper, Dornröschen. Dein massiger Weiberkörper. Wie sehr liebe ich den Bedeutungswandel zu einem besseren Beiklang hin. Du. Weib. Weibôn. Im Sinne geistiger Beweglichkeit und überirdischer Begeisterung. Unter einem Schwall von bunten Röcken, da liegt Dein Paradies verborgen. Ich hebe sie auf… Die Zeichnungen… Krieche darunter… Die Leinwände… Decke mich mit ihnen zu… All diese Bilder. Du findest darin zum Leben zurück. Genauso wie ich.

Ich kenne alles…

„An was denken Sie?“ Diese Frage wabert durch den Raum. Seine Buchstaben hängen wie trunkene Staubpartikel in der Luft. Ich kann sie deutlich vor mir hin und her schaukeln sehen. Eine kleine Vision für zwischendurch, möchte ich behaupten… eine Vision-to-go. „Hübsch. Sehr hübsch“, säusel ich. Doch dann füge ich deutlicher hinzu: „Ich kenne alles. Habe alles gesehen. Und bin gelangweilt.“ Drei kleine Lügen.

BachManet

Aber ich weiß, dass jede wahre Kunst lügen muss, um glaubhaft zu sein.                                       ( aus: „Mein Therapiegespräch mit Kevin Spacey oder Wie man mit der Diagnose Kunst trotzdem glücklich weiter leben kann )

BREAKING NEWS+++Neue Details zu Kunst in Wuppertal+++BREAKING NEWS+++Neue Details zu Kunst…

„Hallo. Ich befinde mich im Atelier des Wuppertaler Künstlers Detlef Bach. Im Inneren des sehr atmosphärischen Ateliers halten sich zur Zeit neben mir und dem Künstler noch drei Psychologen, ein Orchideenzüchter, ein Psychiater und eine „happy“ Hausfrau auf. Ingesamt besteht unsere Gruppe aus drei Frauen und fünf Männern. In einigen Fällen, so wurde berichtet, durchlebten die anwesenden Personen eine kurze Periode leichter Nervosität und Ängstlichkeit. Tatsächlich fürchteten alle, sofort als Kunstbanausen entlarvt und großer Peinlichkeit ausgesetzt zu sein.

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Darüber hinaus hatten viele von ihnen noch nie ein Künstleratelier von innen gesehen; selbst jene, die es schon hatten, litten aber an echten Ängsten davor, was ihnen hier passieren könnte. Und was sie zu sehen bekämen. Ihre Nervosität war also der Angewohnheit des Atelierlebens durchaus angemessen, aber sie klang sehr schnell ab. Abgesehen von dieser kurzfristigen Nervosität benahm sich jeder im Atelier genau so, wie er sich „normalerweise“ verhalten würde.

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Jeder sprach mit jedem und dem Künstler wie unter üblichen Umständen. Da es nach der irrigen Auffassung der Laien in einem Künstleratelier ungewöhnlich wenig zu tun gibt, versuchte jeder andere ins Gespräch zu ziehen. Wurde jemand vom Künstler gefragt, wie er sich fühle, erklärte man, es gehe einem gut, man habe keine Angstsymptome mehr. Jeder reagierte freudig auf die Anweisungen des Künstlers, befolgte den Aufruf zum Weintrinken und die „Instruktionen für den Speisesaal“, gemeint waren hier Käse, Weintrauben und Chips.

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Alle hatten Spaß, es wurde viel gelacht. Alle freundeten sich mit dem Künstler an und attestierten ihm : „Sie sind nicht verrückt. Sie sind ein Journalist oder ein Professor, in Anspielung auf das ständige Notizenmachen des Künstlers.“ Der Künstler bedankte sich. Und machte sich weitere Notizen. Das war David Rosenhan, direkt- LIVE – aus dem Wuppertaler Atelier von Detlef Bach.“

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Ein falscher Morgen

„Der Morgen“ von Philipp Otto Runge; Öl auf Leinwand; 1,09 mal 0,86 Meter; begonnen 1803/1804, nicht vollendet. Dies ist eines der Bilder aus dem Zyklus der „Tageszeiten“. Runge setzt die naturalistische Schilderung – ein altes Anliegen der Landschaftsmaler – neben unverhüllt symbolische Elemente der antiken, christlichen und emblematischen Tradition sowie Zierformen, um neue „Hieroglyphen“ zu schaffen, die der geistigen Wahrheit visuellen Ausdruck verleihen.

wach auf

wach auf / schüttle die träume aus deinem haar / meine süße kleine, meine schöne. / wähl den tag und setz ihm dein zeichen / die göttlichkeit des tages / öffnet deine augen.  (Jim Morrison)

BachFrauenporträt

KUNST KURZ UMRÜHREN

„Aus! Schluss!“, bellt mich der Schauspieler Kevin Spacey, der in meinem Leben auch noch mein Therapeut ist, aufgebracht an. „Es ist vorbei!“

„Was ist vorbei?“, frage ich zurück.

„Sie sind 52 Jahre. Ihre Kunstkarriere ist vorbei. Entweder man wird in jungen Jahren entdeckt oder gar nicht. Begreifen Sie das doch endlich?“

„Ich bin 53 Jahre.“

„Aber das ändert doch nichts an der Tatsache, dass Ihre Karriere den Bach runter gegangen ist.“

„Netter Kalauer. Den hab ich ja noch nie gehört“, witzel ich trocken.

Aber Kevin Spacey ist nicht zum Spaßen aufgelegt. Deshalb versuche ich es mit einem Zitat von Wolf Wodratschek: „Erzähl den Verlieren vom Ende der Sieger“ werfe ich ein.

„Wir können nicht alle gewinnen“, erwidert Spacey sofort. Er schaut mich dabei sehr liebevoll, zutiefst verständnisvoll an.

„Aber ich habe auch nicht verloren“, kontere ich gelassen.

„Nicht?“ Spaceys Stimme bekommt einen leichten Stich ins Hysterische.

„Nein, auf gar keinen Fall. Ich gewinne jeden Tag dazu. Mehr und mehr.“

„Aber verkaufen…“, Kevin Spacey hat sich vornübergebeugt und berührt mit den Fingerspitzen einer Hand leicht meinen Unterarm, „… aber verkaufen Sie denn?“

„O, das wäre natürlich schön. Keine Frage. Aber diesen Gewinn meine ich doch gar nicht. Den würde ich nehmen, klar…“

„Den würden Sie nehmen?“, wiederholt Spacey gekünstelt.

„Naja, Sie denn nicht? Aber verstehen Sie mich doch richtig…ich habe immer meine Bilder malen können. Immer. Ich bin an ihnen gewachsen. Das meine ich mit Gewinn. Verstehen Sie?“ Ich schaue Kevin Spacey sehr bewusst an.

Er schaut mich an.

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„Ich bin glücklich,“ sage ich.

(Therapiegespräch mit Kevin Spacey oder Wie man mit der Diagnose Kunst trotzdem glücklich weiter leben kann)

„Only Hut“

Inzwischen ist mir schmerzlich klar geworden, dass die bildende Kunst vom Markt genommen worden ist, die zu sehr an so existenziellen Begriffen rührte wie Geburt, Leben oder Tod. Manch eine Arbeit im Museum oder in Galerien ist absolut kunstfrei geworden, so wie manches Essen heute selbstverständlich glutenfrei ist. Es gibt laktosefreien Joghurt, als auch die Arbeiten von Jonathan Meese mit seiner vordergründigen Rabaukerei. Beides für Menschen geeignet, denen altwürdige Hausmannskost oder -kunst Bauchschmerzen macht oder zu heftigen Blähungen führt. Der Kunstmarkt hat sich den Bedürfnissen der Menschen also genauso angepasst wie unsere Lebensmitteldiscounter. VEGAN ist auf unseren Speisekarten inzwischen ebenso geläufig, wie die Tatsache KUNSTFREI in Galerien oder auf Biennalen. So wie uns Ernährungswissenschaftler für die Dinge sensibilisieren, die wir tagtäglich unbedacht zu uns nehmen, so gibt es kluge Köpfe, die Augen und Geist schützen, indem sie uns vor allzu mehlschwitzigem Kunstgerede schützen. Oder vor der Kunst, die so hip daher kommt wie Inline-Skaten, Barttragen und Schokolade zusammen. „Ficki-Ficki“ (im Sinne von „Pirelli-Pirelli“) bleibt auch heute noch nach wie vor in Ordnung, aber wirkliche Liebe, warmherziger Glaube und romantische Hoffnung werden durch Ersatzstoffe ersetzt! Oder sie, die Kunst, ist nur noch in winzigsten homöopathischen Einheiten im Werk vorhanden, wenn überhaupt. Ein gehäuteter Tierschädel in einem Glaskasten erinnert in seiner „Blinki-Blinki-Präsentation“ allenfalls noch an ein idiotisches Plastikspielzeug bei Toys`R´Us. Aber die Kunst sinkt derweil auf die Knie und seufzt: „Wer darf denn sagen, er stehe fest, wenn auch das Schöne seinem Schicksal entgegenreift, wenn auch das Göttliche sich demütigen muss und die Sterblichkeit mit allem Sterblichen teilen!“ (Diese kleine Textpassage ist meiner Geschichte „Therapiegespräch mit Kevin Spacey oder Wie man mit der Diagnose Kunst trotzdem glücklich weiter leben kann“ entnommen)

BachOnlyHut

„…unwillkommene Wahrheiten aussprechen und trotzdem geliebt zu werden. Es gehört zu dem zweifelhaften, moralischen Charakter, den man Künstlern nachsagt.“ (Jonathan Franzen)

The Masquerade

My masquerade comes to an end  / And I go home to bed again / Alone and friendless / I close my eyes, I think of him / I fantasise what might have been / My dreams are endless / We love each other but it seems / The love is only in my dreams /It’s so one sided / But in this life I must confess / The search for love and happiness / Is unrequited / I ask myself what I have got / Of what I am and what I’m not / What have I given… Tell me if you can…

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What make a man a man