Die Kunst, die ich liebe.

Am Anfang ein jeden Bildes ist bei mir immer eine winzige Anspannung. Sie löst sich jedoch überraschend schnell wieder auf, um dann aber, nur wenig später, weit intensiver zurückzukehren und mir zu signalisieren: Wenn ich eins mit absoluter Gewissheit von mir sagen darf, dann das ich bis dato die Wollust der präzisen Formulierung noch nicht genießen konnte! Ich schweife nämlich ständig ab; finde keinen Punkt, ich gehe mir verloren und stehe urplötzlich an seltsamen Orten, rein intuitiv wissend: An den Orten, zu denen ich gefahren wurde, bin ich nie gewesen. Nur im Gehen öffnen sich die Räume und tanzen die Zwischenräume! Nur im Gehen drehe ich mich mit den Äpfeln im Baum. Nur dem Gehenden wächst ein Haupt auf den Schultern. Nur der Gehende erfährt die Ballen an seinen Füßen. Nur der Geher spürt einen Zug durch den Körper. Nur der Geher erfasst den hohen Baum im Ohr – die Stille! Nur der Geher holt sich ein und kommt zu sich. Nur was der Geher denkt, gilt. (Peter Handke)

Oja, ich zitiere. Ich kopiere sogar, ich nehme Bezug und ich bastel mir darüber hinaus auch dort gerne eine kleine Paraphrase, wo andere nur Kettenkarussell fahren. Mein Werk ist ein Flickenteppich unterschiedliches Färbung. Ich weiß, das ich nichts weiß. Aber das weiß ich mit Sicherheit. Mein Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist. Ein Vogel oder eine Fee, schlau, klug, liebenswürdig und zauberhaft respektlos. Vielleicht ist das die Kunst, die ich so sehr liebe. Ja, ich bin mir sicher. Die Anspannung ist verflogen.

Veröffentlicht unter Kunst

Kunst Niveau Anständigkeit…

Kunst, Niveau, Anständigkeit, Gesinnung – es ist nicht leicht! Dass es aber mit Geld allein nicht zu machen ist, darauf können Sie sich verlassen. Schrieb einst Kurt Tucholsky. Und er hat recht behalten.

Zwei blühende Frauen (hinter einem Vorhang)

Es sitzen im schwülen Dämmerlicht * Zwei blühende Frauen * Und regen sich nicht. * Sie schauen sich an und schauen * Und schauen mit sengender Augenglut * In sengende, glühende Augen, * So tief, so wild, als gälte es Blut * Mit Blicken aus Blicken zu saugen… (Ringelnatz)

(Vielleicht habe ich das obige Bild schon einmal auf meinem BLOG präsentiert. Aber warum sollte ich mir verweigern die Frauen ein weiteres Mal anzuschauen?)

SweetSebastian36

Mich selbst beschwöre ich mit Worten und Schimären, Gestalten vogelscheuchengleich… Um mich selbst, allein um meine Seele kämpf ich hier, gegen mein Ausgelöschtwerden…“ My Dirty Hobby? Kunst! Und zum Tode verurteilt! „Der Tod schlug mir ein Loch, eine Wunde, eine Leere, und füllte mich zugleich mit einem Sein, und dieses strömt unablässig in mich ein und pulsiert in mir… Der Tod macht mich zur abgestreiften Haut eines Vaters und auch einer Mutter – In den Wänden meiner Gebärmutter, kerbt der Tod mit Fingernägeln…“ Im Glauben, ich sei tot, lässt man mich seit Jahren links liegen, schaut mich nicht an. Stellt mich nicht aus. „Aber wenn ich es nicht schreibe ( = male), werd ich es nicht verstehn“.

SweetSebastian36 war jedoch nicht tot, sondern wurde von einer Frau, die ihn eigentlich für das Begräbnis vorbereiten wollte, gesund gepflegt. Sie reinigte, sie befingerte seine Wunden. SweetSebastian36, „ein Kranker, den ein sinnlich Fieber plaget,… ein Märtyrer der Brunst, den Freund und Feind belachet.“ (Zitate von David Grossmann und Christian Hofman von Hofmannswaldau)

Zeichenstunde

Jede Zeichenstunde verläuft in meinem Atelier wie ein Tanz. Und jeder Kunsttanz zeichnet sich immer wieder dadurch aus, dass sich Künstler und Bild in einer ganz bestimmten Art und Weise um und mit einander bewegen. So wie man es als Einzelner zum Beispiel nie erreichen kann! Das setzt selbstverständlich eine ganz besondere Beziehung zwischen uns Partnern voraus. Wer führen will, muss hierzu eindeutige Signale senden. Und wer ge- oder verführt wird, muss sensibel auf diese Führung reagieren. Die Führung wechselt bei meinem Kunsttanz ständig. Fazit: Das Kunstpaar ist am Ende stets nur so gut, wie der Schwächere von uns beiden genial ist.