Selbstgespräch

Hör auf mich, glaube mir, Augen zu, vertraue mir! Unter milderem Himmel lebte ich wie durch ein Wunder als Kind. Ein Abenteuer. Kunst. Abgründe sind meine Gründe. Deshalb darf man nicht schwindelanfällig sein. Sonst stürzt man ab.

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Man wird mitgerissen in einer endlosen Bilderflut, die chaotisch und dennoch geordnet ist, rhetorisch und zuweilen bombastisch, aber auch still und nachdenklich. Wer sich von dieser Bildersintflut überspülen lässt, erlebt Wüsten und Mythologien. Ja. Sink nur in tiefen Schlummer, schwebe dahin im Traum…

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Am Ende wird der Mensch das Gefühl haben, einen unendlich fremdartigen Traum geträumt zu haben, weit jenseits der Realität des eigenen Lebens, einen verwirrenden Traum von mitunter großer Schönheit und Poesie, der ihn im besten Fall verändert zurücklässt. Langsam umgibt mich Vergessen…

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Das ich schreibe für den Tag, der da kommt; und es ist aufgeschlagen zu schauen ins Jenseits des Infernos, ins Jenseits des Schalls und ins Jenseits des Rauchs… doch das spüre ich kaum! (in fremden Zungen sprechen: Werner Fritsch, Cees Nooteboom und die Schlange Kaa)

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Wir alle reden in Gedanken mit uns. Wir führen (innere) Selbstgespräche. Laut Plato ist diese Art des Denkens nichts anderes als das »Selbstgespräch der Seele«. Die Seele muss dabei nicht lärmen. Aber sie soll dürfen. (Medusa)

Künstlerverehrung

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Ich sitze am Rand des Glücks und montiere mir genüsslich meine Fata Morgana von Künstlerverehrung zurecht: Gold ein Augenblick Paradies / O Pupillen erfüllt vom Kugelblitz der Kindheit / Plötzliche Tränen Kristalle / Des Regens auf der Windschutzscheibe / Und drüben ein(e) Reh(madonna) fast in der Fahrbahn…

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Dort, am Rand des Glücks, steht mir mein Vater vor Augen. Er warnt mich vor den Ritualen der Verehrung und dessen endgültigem (Todes)Beweis: die obligatorische Preisverleihung = Ein dumpfer Schlag / Und du kommst ins Schleudern /Schlingerst hin und her. O, die oft unsäglichen Grußworte, mahnt mich mein Vater (Der aus mir spricht in Zungen), und die ahnungslosen Reden der Funktionäre, die mittelmäßigen Streichquartette und die in der ersten Reihe schnarchenden Politiker und Honoratioren, die dünkelhaften Juroren, die Lachshäppchen und die selbstherrlichen Kritiker, das ganze halbgebildete Schranzentum, das sich so oft wie möglich versammelt zum Zweck des Selbstgenusses mit den Mitteln der Künstlerdemütigung. Mein Vater erklärt mir, dass ich mich den Träumen aber auch verweigern kann. Doch wer sich hat mitführen lassen, dem bleibt die Erinnerung an eine Reise in unbekannte Gefilde auf dem heiligen Narrenschiff „Erfolg“, unterstreicht er mit liebevoller Geste. Dieses Bild, eine einzige fragende Verwirklichung. & wie unbeschädigt (?) von all dem erträumt-erhofften Ruhm mein Ich: unscharf, undeutlich, fliegend, sich überlagernd, sich auflösend in fließenden Farben, Bildern, Zeichnungen, Zeichen und Handlinien – „Diese Erfolge tragen sie schon seit Jahren mit sich herum! Sie waren unlängst schon auf der Dokumenta und der Biennale!“, säuselt eine blinde Wahrsagerin, die meine Hand mit ihren Fingern studiert. „Was läuft nur in deinem Kopf ab, wenn du für immer die Augen schließt?“ fragt mein Vater mich, einen algengrünen Knochen in der Hand haltend. „Habe ich das gemacht?“, antworte ich ihm.

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„Und der Tod?“ „Ein Muttergotteskuss.“

Still und bewegt

Schlangen, die anstatt Haaren ihren Kopf zieren, gefährliche Reißzähne, die aus ihrem Mund klaffen, eine Haut, die einem Schuppenpanzer gleicht und glühende, funkelnde Augen sowie eine Zunge, die ihr aus dem Maul hängt? Weiterhin war die hier Erwähnte angeblich verflucht, da kein Mann, kein Betrachter und keine Betrachterin, diesen Anblick ertragen konnte und augenblicklich zu Stein erstarrte, wenn ihn bzw. sie der Blick der Frau traf.

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Aber wer darf denn sagen, er stehe fest, wenn auch das Schöne seinem Schicksal entgegen reift, wenn auch das Göttliche sich demütigen muss und die Sterblichkeit mit allem Sterblichen teilen!

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Die Frau des Federmachers und ihr Haustier

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„Warum habe ich das Gefühl, das ich ein Geheimnis in meinem Körper herumtrage wie einen Embryo, sprachlos und ungeformt, jenseits allen Wissens. Und warum habe ich das Gefühl, es könnte mit einem großen Knall aus mir herausbrechen, wenn es nicht kontrolliert wird? Es muss doch einfach, so einfach sein, dieses erdrosselnde Unbehagen mit Worten zu füllen, die Störung niederzuschreiben, eine Geschichte zu schreiben, die das Warum erklärt“, sagte die Frau des Federmachers zu sich selbst. Sie zitierte dabei aus „Die gleissende Welt“ von Siri Hustvedt, ein Buch, was ihr aus der Seele sprach.