Kratzspuren am Nebenhimmel

Was ist wirklich – abgesehen vom Blick unserer Augen? Wenn ich mich auf die katatonischen Wellen meiner Farben einlasse, dann will mir meine Kunst oft wie eine längst vergessene Orakel-Methode zur Beantwortung von Zukunfts- oder Entscheidungsfragen erscheinen. Je heller eine Farbe, desto zufriedener und ausgeglichener ist mein Ich, das ganz Auge ist und sich in dem Bild verliert. Deutet eine dunkle Farbe im Gegenzug dann auf eine seelische Belastung oder Probleme hin? Wie sollte ich das beantworten können oder wollen, sehe ich doch mit Genugtuung, wie taub ich bin… taub für die in Zungen redenden Orakelsprüche meiner eigenen Kunst. Und ich selber erscheine mir am Ende allenfalls wie eine Figur, getrieben von Liebe, um sich von meinem gemalten Himmel mit einem Gefühl von Zufriedenheit abzuheben.

Vom Spiel etwas erwarten

Allez mesdames et messieurs faites vos jeux … Als ich heute wieder eine meiner „Historischen Studien“ beendet hatte, hörte ich urplötzlich ein fernes Flüstern, das zwischen all den Formen, den Farbspuren und -nuancen hindurch, vergleichbar den wispernden Zweigen eines Baumes, an mein Ohr drang… das Bild beherbergte tatsächlich eine Stimme, versteckt zwischen kleinen Schnipseln …

  „Als ich in den Spielsaal trat, konnte ich mich eine Zeitlang nicht dazu entschließen mitzuspielen. Ich fühlte mich durch das dichte Gedränge abgestoßen. Aber auch wenn ich allein dagewesen wäre, auch dann wäre ich wohl am liebsten bald wieder weggegangen und hätte nicht angefangen zu spielen… Mag es auch lächerlich sein, daß ich vom Roulett soviel für mich erwarte, für noch lächerlicher halte ich die landläufige, beliebte Meinung, daß es töricht und sinnlos sei, vom Spiel überhaupt etwas zu erwarten…“ 

(aus: „Der Spieler“ von Fjodor Dostojewski)