Eloquente stumme Dramen

Vor mir Bilder, die etwas „sagen“ wollen. Doch alle scheinen sie stumme Dramen zu sein. Ohne Worte. Oder nichts als Worte?

Oja lass mich Bilder sehen / Und lass sie ruhig reden / Ich mag sie hören / Hören wie sie atmen / Wie sie keuchen / Will hören wie sie ihre Geschichten erzählen / Ich will verstehen / Nicht nur sehen / Nicht nur starren / Nicht glotzen / Nicht begaffen

Begreifen will ich etwas / Was nicht zu „begreifen“ ist / Unsagbares lässt sich nicht hören / Nicht umarmen / Wenn es nicht aufgezeichnet-ausgesprochen / Will liebkosen / Was sich zwischen Wort und Bild abspielt / In ihrem Zusammenspiel fühl ich mich zuhause / Zwischen den Liebenden bring ich mich hier zur Welt… in ein selbstgezimmertes Leben.

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Die Zweideutigkeit der Welt

Meine Sprache führt zwei Leben. Eins in einer Sprachgemeinschaft. Und eins in meiner privaten Existenz. Dort errichtet sie ihr eigenes System von Wissen, legt Gedächtnismuster an, sorgt für Assoziationen und berauscht sich und mich an „trink mir das bluten der trauben von den lippen“ oder auch „Das Geschlecht einer Rose“.

Meine Sprache behauptet nichts, sie fühlt schlicht und einfach, dass diese Aussagen richtig sind. Und ich erinnere mich durch sie daran, dass diese Worte schon immer als Teil eines Bildes angelegt waren.

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Meine klassische Moderne (Die Liegende)

Ist das modern? Wo bleibt hier die politische Brisanz? Wo verbeiß ich mich in die gesellschaftlich so irrsinnig relevanten Themen? Tja, ich weiß es nicht. Welches Lebewesen bewegt sich schon am Morgen auf vier Beinen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien fort? Da…! Arno Schmidt erscheint mir im Traum und flüstert mir zu: „Werfen Sie ja die Flinte in keine der bekannten Korn=Arten, (vor allem nicht in den Doppelkorn): Sie sind & bleiben ein begabter Mann; aber die Durststrecke dauert noch 10. Jahre.“ O, das macht nichts, antworte ich. Denn Zeit ist bekanntlich ein spitzer Kreis und Künstlertum bedeutet noch immer: warten lernen.

Der Flüsterton meines Blutes

Die Nacht denkt in Bildern. Der Tag denkt in Wörtern. An beiden Orten ahne ⎨⎬ fühle ich mich zu Hause. Geborgen? Zu Gast? Wer lud mich ein? An beiden Orten schau ich mich um, entdecke, erfreue mich, bin verwundert. Lausche. Wer kommt? „Wer da?,“ rufe ich. Stille. Mein Blut antwortet mir im Flüsterton.

IS THIS ALL THERE IS

(Neulich auf einer Kunstmesse) – Vater, Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. …when I was 12 years old, my father took me to a circus, the greatest show on earth. Heute noch, heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein. There were clowns and elephants and dancing bears. Frau, siehe, das ist dein Sohn. And a beautiful lady in pink tights flew high above our heads. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? And so I sat there watching the marvelous spectacle. Mich dürstet. I had the feeling that something was missing. Es ist vollbracht. I don’t know what, but when it was over. In deine Hände, Herr, befehle ich meinen Geist & I said to myself, „is that all there is to a circus?“

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Pietà der Gegenrede

(Abu Nuwas) Ich habe die sterne leuchten gesehen in der nacht / als hätte flüssiges gold sich rot entfacht // denselben vergleich hätte ich mit öllampen gemacht / vor denen nur ein alter mönch wacht (Inan)