Schneewittchen

Jemand legte den Leichensack auf einem Berg ab, und die Tiere kamen und beweinten Schneewittchen. Erst eine Eule, dann ein Falke. Später auch ein Biber. Dann ein Fuchs mit dünnen Spinnenbeinen, zuletzt ein nervöses Wiesel. Mit einem Schlag fielen die Äpfel von den Apfelbäumen.

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Der Minotaurus soll gehemmt werden in seinen verheerenden Wirkungen

Unbekannte haben diesen Satz in der vergangenen Nacht, in Form eines kunstvollen Graffitis auf der Mauer gegenüber von meinem Atelier hinterlassen. Minotaurus, denke ich sofort, ist ein Markenname. So wie Gerhard Richter ein Markenname ist. Oder Joseph Beuys, als auch Matthew Barney Marken sind. Richter ist die Marke für die Konservativen und Pullunderträgern unter den Kunstsammlern, Beuys ist die Marke für Fett, und Barney steht für „Blinki-Blinki“, also die Marke für einige gelangweilte Edel-Feuilletonisten. Das Gros der Gesellschaft meidet allerdings den Künstler. Sein Exil erlaubt dem Künstler aber im Gegenzug seine überaus verheerenden und kühnen Tätigkeiten. Denn nur „wer sich alle Laster abgewöhnt hat, dessen Tugenden verkümmern,“ schreibt Jean Genet in seinem Text „Der Seiltänzer“. Ein Minotaurus als Seiltänzer? Was für ein Bild! Ein Bild… mit der zusätzlichen Aufforderung: Der Minotaurus, er häute sich alle neun Jahre.  Alle neun Monate; alle neun Wochen verwandle sich der Minotaurus-Künstler. Alle neun Tage; alle neun Stunden folge eine Veränderung. „Alle neun Minuten, alle neun Sekunden: ein Neubeginn?!“, frage ich mich selbst. Ein Minotaurus laufe alle neun Jahre, Monate, Wochen, Tage, Stunden, Minuten… seiner Verwandlung hinterher. Wie ACHILLES, der sagenumwobene Held, tritt er einen sportlichen Lauf-Wettkampf gegen „seine Schildkröte der Veränderung“ an. ACHILLES/MINOTAURUS/KÜNSTLER läuft zehnmal so schnell wie die Kröte und gewährt ihr deshalb einen Vorsprung von 100 Fuß. So hat Minotaurus den Wettlauf jedoch von vorne herein verloren; er kann seine Schildkröte nicht mehr einholen, denn: Hat er den 100 Fuß-Vorsprung durchlaufen, so hat die Schildkröte ihrerseits 10 Fuß zurückgelegt; hat Minotaurus auch diese Strecke durchlaufen, ist die Schildkröte bereits 1 Fuß weiter; hat Minotaurus auch diesen Weg durchlaufen, ist die Schildkröte bereits 0,1 Fuß vorangekommen, hat Minotaurus auch diese Strecke durchlaufen …. Nie erreicht Minotaurus die Schildkröte, da diese inzwischen wieder ein Stück vorangekommen ist. [Stillstand.]

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[Kein Stillstand.]

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[Stillstand.]

Friends

[Kein Stillstand.]

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[Stillstand.]

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[Kein Stillstand.]

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[Stillstand.] [Kein Stillstand.] [Stillstand.] … und so weiter…meinem Glück hinterher. Meinem Glück… in Form einer Schildkröte.

Die Kunst weiß mehr

„Die Kunst weiß nicht nur mehr. Sie ist dagegen. Sie formt mit ihrer Spur den Lehm, den Schnee. Hier bist du gewesen, egal ob auf Lehmboden oder Schnee. Du hast die Einheitlichkeit zerstört.“ (Gerhard Roth)

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Mein Kaninchenbau

Der Eingang zu meinem Kaninchenbau verläuft erst geradeaus, wie ein Tunnel, und geht dann plötzlich abwärts.

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Ehe man noch den Gedanken fassen kann sich schnell festzuhalten, fühlt man schon, dass man fällt, wie es scheint, in einen tiefen, tiefen Brunnen. Entweder muss der Brunnen sehr tief sein, oder man fällt sehr langsam; denn man hat Zeit genug, sich beim Fallen umzusehen und sich zu wundern, was nun wohl geschehen wird.

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Zuerst versucht man hinunter zu sehen, um zu wissen wohin man kommt, aber es oft zu dunkel etwas zu erkennen. Dann besieht man eventuell die Wände des Brunnens und bemerkt, dass sie mit Küchenschränken und Bücherbrettern bedeckt sind; hier und da erblickt man vielleicht Landkarten und Bilder, an Haken aufgehängt. Oder wieder nur Bilder… Plötzlich, da eine Tür.

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Meist will man sich bekanntlich ja gar nicht fallen lassen, aus Furcht jemanden unter sich zu töten. Aber, naja… Hinunter, hinunter, hinunter! Will denn der Fall nie enden?

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„Wie viele Meilen ich wohl jetzt schon wieder gefallen bin!“ frage ich mich. Und ich antworte mir immer wie folgt: „Ich hier muss der Mittelpunkt der Erde sein. Ja, dieses Atelier ist für mich der Mittelpunkt der Erde.“

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Mein Name? Ich habe so viele Namen. Manche nennen mich schlicht und einfach Alice.

Langeweile

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Ich kenne alles. Habe alles gesehen. Und bin gelangweilt. Wie oft denke ich, dass dies der einzige Ausruf unserer Kunstvermittler ist. Schade. Sehr schade. Meine Großmutter hat sich nie gelangweilt. Und wenn, dann sagte sie immer zu mir: „Langeweile ist gesund.“

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Ich glaube, sie wusste das „die Langeweile der Preis ist, den wir dafür zahlen, dass wir neugierig zu sein vermögen; nichts wäre interessant, wenn nichts langweilig wäre. Anders gesagt: Langeweile ist ein Bestandteil unseres Menschseins. (…) Das Gefühl der Langeweile weckt natürlich das Bedürfnis, sie zu überwinden, und dieser Akt kann … schöpferisch sein.“ (Leszek Kolakowski) Ich bin sicher, meine Großmutter hat diesen Autor nie gelesen. Die alte Dame wusste das mit der Langeweile aber auch so.

Langeweile

Tja, was soll ich sagen? Ich selber bin tatsächlich immer wieder sehr gerne gelangweilt. Denn ich weiß halt nicht alles. Und alles gesehen habe ich auch nicht. Das ist schön so!

Mythologie

Die Kentauren werden als unbeherrschtes und lüsternes Volk der Mythologie bezeichnet. Sie gelten gemeinhin als ausgestorben. Der Name Kentaur wird unterschiedlich hergeleitet. Eine Deutung als Kombination von „ich steche“ und „Stier“ soll darauf zurückzuführen sein. Wen interessiert es? Wenn diese Wesen doch ausgestorben sind? Schaue und höre ich mir allerdings die täglichen Nachrichten an, dann bin ich mir nicht mehr so sicher…

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Der Rest ist Werbung!

Im Dickicht des Alltags

Der erste Monat im noch neuen Jahr ist rum. Vorbei. Aus. Weg. Vergangenheit. Vergessen… bis auf die BLOGspuren, die ich hinterlassen habe. Wie Steinchen, die ich unterwegs fallen ließ, damit man mir folgen kann…

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… Stöckchen, die ich abgeknickt habe, damit meine Spur nicht verloren geht, nicht vollends in Dunkle verläuft. Auch einige Zeichnungen ließ ich zurück. Sie erhöhen eventuell die Chance, dass man mich finden wird. Ansonsten werde ich wohl verschwinden im Dickicht der Informationen eines milliardenfachen Lebens.

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Es gab auch Tage, an denen ich Bilder auf meinem Weg vorfand, die mir sogleich bewiesen, dass ich schon einmal an diesem Ort gewesen war und ständig mich im Kreis bewegte. Im Kreis, sagte ich mir, denn die Arbeiten, die ich entdeckte, sie stammten von mir selber.

DeineBilder

„Man sieht in diesem gottverdammten Leben aber auch nicht die eigene Hand vor Augen!“