Meister der hl. Sippe

Leute wie ich haben sich schon früh vom Tisch des Volkes ausgeschlossen. Freiwillig?

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Nun, wie dem auch sei, ich wurde an einem anderen Tisch geboren. Käse, Putensalami, Rinderschinken, Gemüse, Rührei, das alles zusammen, plus einer hausgemachten Frikadelle: das ist das Volk. Aber an dem Tisch, wo so etwas lächelnd serviert wird, bin ich nicht geboren. Nicht unter ihm, nicht auf solch einem Tisch kam ich zur Welt. Nein, ich erblickte an einem anderen Tisch das Licht der Welt. In einer Schublade.

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Kein Messer-, kein Gabel- oder Löffelersatz, das gebe ich gerne zu. Ein schreiendes Künstlerkind war ich. Was soll ich sagen? Man hätte die Holzschublade ja wieder zuschieben können. Aber, nein, man ließ sie offen. Die frische Luft floss in meine Lungen; ich wurde größer. Hatte Visionen.

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Und noch heute, wenn ich eine vergleichbare Holzschublade entdecke, streichel ich zart über deren Maserung und flüstere leise: „Mutter?“, „Vater?“.

Kein Grund zur Sorge

„…der Künstler ist, unabhängig von der Art der Kunst, die er macht, ökonomisch nur überlebensfähig, wenn er sich als Person oder seine Installationen zum unterhaltsamen Event macht…

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(nicht einmal das Museum bleibt davor verschont, sich in ein unterhaltsames Erlebnisfeld, möglichst, darin in Konkurrenz zu Disneyland, „für die ganze Familie“ zu machen); (…)“ (Markus Metz und Georg Seeßlen; Blödmaschinen, Die Fabrikation der Stupidität; edition suhrkamp 2609; Seite 400)

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„Ob etwas schön ist oder nicht, ob es wahr ist oder nicht, interessiert den Kulturbetrieb nicht die Bohne; die Frage ist allein: Ist es ein Ereignis?“ (s.o.)

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Also: Kein Grund zur Sorge in der wahnsinnig gewordenen Welt. Kein Grund?

Narkissos

Die Quelle malt Narkissos, das Gemälde die Quelle und das ganze Schicksal des Narkissos. Ein Jüngling kommt eben von der Jagd, steht bei der Quelle, schöpft aus seinem Bilde Sehnsucht, liebt die eigene Schönheit, und ein Abglanz von ihm fällt, wie du siehst, ins Wasser. (…)

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Wer bin ich (wirklich)?

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Hallo! Ich bin ein Künstler. Das heißt: „Es ist schwer, tapfer zu sein, wenn man nur ein sehr kleines Tier ist.“ Sagt mein Freund Ferkel. Andere Ferkel meinen, sie könnten die Welt erklären. Ich kann nicht einmal mich erklären. Aber ich versuche es immer wieder…

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Innere Räume

Die Kunst zieht sich in innere Räume zurück. Sie will nicht „öffentlich“ sein. Sie will nämlich keine Unterhaltung darstellen, die auf dem Markt angeboten wird. Was bin ich also für ein

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… ein Narr des Schicksals bin ich gewesen. Und bin es noch? Der Narr macht schließlich aus der Rede (oder BLOG) einen Akt der Unterhaltung. So steh ich also da, in einem inneren Raum, der gestützt wird von Linien, von einem aufregenden Gitterwerk. Sie sehen: das gleicht ein wenig einem sehr vornehmen Käfig, einem recht schönen Käfig für einen recht großen Vogel. Oder Narr.

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…& die Kunst wird wohl dieser große, vornehme Käfig für mich sein, denke ich.

Cary Grant = Antonius?

DER BRUDER: Hört mal, Adam erklärt mir gerade, dass für ihn der heilige Antonius wie Cary Grant aussieht. DIE SCHWESTER: Der erotischste Mann Hollywood aus den 4oziger Jahren als Antonius? Das ist ja geradezu himmlich! Den wähl ich sofort. DER BRUDER: Adam, das ist doch bekloppt. Du hast eine Fliege unterm Helm. Völlig bescheuert ist das. DIE FRAU: Heilige müssen ja nicht immer so verspannt um die Augen oder Mund aussehen, finde ich. Immer so verbissene Gesichter wie seiner Zeit Papst Benedikt XVI. Danke, nein. Cary Grant würde mir da auch besser gefallen. Sehr sogar. AARON: Entstellung sollte nicht das oberste Prinzip der Heiligen sein. Richtig! ER (ADAM): Nur die Verfremdung bestimmt die Selbstaussagen des Künstlers.

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Um Erfolg beim anderen Geschlecht zu haben, erzähl ihr, du seist impotent. Sie wird es kaum erwarten können, dir das Gegenteil zu beweisen (erklärt Cary Grant).

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>>Das runde Bett! Die Symbolik des runden Bettes „speist sich“, laut Beatriz Preciado in ihrem Buch „Pornotopia“„ aus der traditionellen Funktion, die das königliche Bett bis ins 18. Jhd. hatte … Und zwar liegt er (der König = Cary Grant), im Kreise seiner Untertanen, in einem Bett, das auf einem Sockel ruht…“ Nun, Antonius ist kein König. Er ist der Träumer, der Narr, der sich als melancholischer Sanguiniker zum Zentrum seines Universums macht! Ist Antonius, ein Mann, der nicht erwachsen werden will? Einer „ der in einem Haus voller Kinderspielzeug lebt und einen großen Teil seiner Energie darauf verwendet Kinderspiele zu spielen, der sich wie ein Pubertierender verliebt und entliebt und wütend wird, wenn er Haut auf der Milch entdeckt.“ (???) Ist das so?<< Gary Grant; Geboren: 18. Januar 1904 / Gestorben: 29. November 1986.

Lebensbilder

Mutter stöhnte. Weit draußen auf einem heißen, fiebrigen Meer der Vorstellungen. Anders formuliert: Die Zeit hatte so etwas wie mich noch nicht bereitgestellt.

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Wenn überhaupt, dann war ich so etwas wie ein hoffnungsschwangerer Tautropfen, angeheftet an eine noch unbestimmte Unendlichkeit. Konnte man das so formulieren?

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Wie sollte man reden, über etwas das man zu sprechen nicht imstande war? Man benutzt die Poesie? Kunst. Liebe. Zufall. Und das Schicksal als Chance. Weder Klage noch Anklage. Pathos. Mut zum Schmerz. Und Lächerlichkeit!

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Wie dem auch sei. Wenn ich, in welche Form auch immer gegossen, als poetischer Tautropfen, einen Wunsch frei gehabt hätte, damals, vor meiner Zeit, dann den, nicht zu früh an das Land der Möglichkeiten geworfen zu werden.

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Ich wußte, ich gäbe mit Sicherheit nur ein recht mittelmäßiges Opfer ab. Poetisch betrachtet, dachte ich bei mir.

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Ihr Lieben; Bilder…

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Jeder von uns: ein Grashalm. Wohin aber mit dieser Information? So vieles erschreckt mich, gleichzeitig beruhigt es mich jedoch auch… Entfernte WWWelten. Entferntes Leben. Entferntes Paradies. Ich greife mein Geschirr und reite los. Schwarze Monde. Weiße Monde. Nackte Monde geben mir ihr Geleit. Der Lärm vieler Münder unterspült die Musik, die am Horizont gespielt wird. Ich sehe Stimmen. Ich höre Bilder. Ich schmecke gar (nichts)… gespreizte Hoffnungen. Sie kleiden den Himmel aus Papier… THE GARDEN CALL „EDEN“. Or CALL IT „HELL“.

Die Stellvertreterin

„Ich will sie… aus meinem Kopf.“ Ihr Leben? Ein einziger Schwall aus Nebensächlichkeiten. Bis heute haben wir nicht miteinander geschlafen. Nicht einmal auf dem Papier. Wir sind wahrhaft keuche Perverse!

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In längst vergangenen Nächten, da gab es mal diese Partys. Bei uns. Sie will sie nicht vergessen. Aber auch nicht dran erinnert werden.

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Manchmal flirtet sie heute aus resignierter Abenteuerlust die Bedienung in ihrem Lieblingseis-Café an. Danach schleckt sie alleine ihr Stracciatella-Eis. Später steht sie dann wieder müde in der Welt. Und vor ihrem Spiegelbild.

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Als sie sich zur Seite abwendet, betrachte ich ihren kräftigen Körper. Später beichte ich ihr, dass ich das gleiche Spiel mit weiteren Frauen getrieben habe. Aber nie so intensiv, wie mit ihr, betone ich beschämt. Sie lächelt müde. Sie, die nie mit Männern spielte, schaut mich traurig an. Und droht mit dem Zeigefinger.

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Dann kommt die Frau auf mich zu, mit der ihr seeleneigenen Verzweiflung im Gesicht. Sie sinkt vor mir auf die Knie. Sie nimmt meine Hand und sie führt sie über ihren Körper. Er ist wieder nur aus Papier.

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Eine milde Strafe: so viele Bilder! Von Dir. Unzählige Offenbarungen. Von mir. Die Seele des Sünders, heißt es, kommt nicht in den Himmel. Nicht? Anima?! Aber die Seele existiert doch bereits vor unserer Zeugung. Sie bewohnt und lenkt uns also nur vorübergehend und benutzt uns als Werkzeug oder sie ist in dem Körper wie in einem Gefängnis eingesperrt. In Deinem Körper.

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Dein massiger Weiberkörper. Wie sehr liebe ich den Bedeutungswandel zu einem besseren Beiklang hin. Du. Weib. Weibôn. Im Sinne geistiger Beweglichkeit und überirdischer Begeisterung.

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Unter einem Schwall von bunten Röcken, da liegt Dein Paradies verborgen. Ich hebe sie auf… Die Zeichnungen… Krieche darunter… Die Leinwände… Decke mich mit ihnen zu… All diese Bilder. Du findest darin zum Leben zurück. Genauso wie ich.

P1080578 Kopie(Auszüge aus meinem Text „Die Stellvertreterin“. Einer lieben Freundin gewidmet. Anima!)