Der alte Mann und das „Mehr“

Mehr Erkenntnis. Mehr Gleichmut. Mehr Erfolg vor dem Hintergrund einer Tradition. Mehr Kontrast in einem Land, das den Gleichschritt goutiert. Mehr Helden in farbenfrohen Kostümen. Mehr Heldinnen, die Schurken ein mächtiges Unbehagen bereiten und dabei aufregend lächeln. Mehr Softeisbuden am Strand von Oostende, Belgien. Mehr Wolken am Firmament. Mehr Bistros, die ausschließlich Chansons von Gilbert Becaud spielen (auf deutsch!:… „dieserrrrr wek fürrrt zu dirrrrr“). Mehr Bücher von Georg Seeßlen. Mehr Bücher von Wolfgang Ullrich. Mehr Wirkung von ehrlichem Sex. Mehr Gerechtigkeit. Mehr von letzten Meisterwerken. Mehr leise Ahnungen. Mehr Funkenmariechen für meinen ehemaligen Kunstlehrer (er mochte sie halt so gern). Mehr einfache Freuden am Leben. Mehr moralische Haltung. Mehr Zwangsjacken aus dünnen Papier. Mehr Unverblümtheit angesichts einer erotischen Möglichkeit. Mehr Applaus für Gin&Fizz. Mehr freies Spiel. Mehr Brot für die Armen. Mehr Maulkörbe für Volksverhetzer. Mehr Kinder, die Nietzsche spielen (mit angeklebten Bart). Mehr Kunst, die überzeugt. Mehr Dankbarkeit. Es gibt noch so viele Träume, die es verstehen meine Seele zu entblößen…

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Amor und Lucy

Walter Benjamin forderte einst eine „Romantik der Wahrheit“, die, so sagte er, „wir am schwersten im Erotischen gewinnen werden und die doch von da aus unser tägliches Sein und Gehabe durchdringen soll.“ Und sein guter Freund Herbert Blumenthal fügte hinzu, der Mensch dürfe weder beim Protest gegen die Unterdrückung der Sexualität stehen bleiben, noch zu einem irrsinnigen Individuum mutieren vor lauter Triebhaftigkeit. Tja, und ich jetzt? Was soll ich tun? Soll ich dazu was schreiben? Oder lieber nur etwas malen? Sozusagen als Gestaltung des eigenen Trieblebens…

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Ach, ich bin doch viel zu schüchtern, um mich als Amor und Lucy zugleich zu porträtieren. Stattdessen male ich die beiden… brav, jeden/jede für sich allein. Wem das nicht passt:

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Kunst ist und bleibt nun mal meine Gestaltung des eigenen Trieblebens.

Zeichnen

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Zeichnen ist eine Form des Nachdenkens auf dem Papier. Schreibt Saul Steinberg.

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Und ich füge in den Worten von Joseph Jourbet hinzu: Zeichnen ist eine Sprache für die Augen! Na, dann: Prost!

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Körper ohne Raum

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Was sie trennt, ist nicht der Raum, sonder die Angst. Die Angst vor dem „kleinen Tod“ oder die Angst vor dem Scheitern. Liebende und Künstler versagen immer. Zwischen Absicht und Ausführung fällt immer ein Schatten. Wer Angst hat vor dem Scheitern, im Atelier oder im Bett, sollte die Schöpfungsgeschichte lesen. (George Tabori; Betrachtungen über das Feigenblatt)

Schöne Erkenntnis

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Zunächst wollte ich hier und heute kurz schreiben: „Natürlich gibt es bessere Künstler als mich. Aber die sind alle tot.“ Aber dann gefiel mir ein Zitat von Marcus Partial weit besser: „Doppelt lebt, wer auch Vergangenes genießt.“

Erinnerungen

Schreibtisch

(Gewohnheiten, belanglose Vergnügungen, kleine Sicherheiten, erträgliche Dinge, vorübergehende Spannungen) Aus: Roland Barthes; Fragmente einer Sprache der Liebe

Liebeserklärung

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Liebeserklärung: Neigung des Liebenden, das geliebte Wesen mit verhaltener Erregung und ausgiebig über seine Liebe, es selbst, ihn selbst und sie beide ins Bild zu setzen: die Erklärung bezieht sich nicht auf das Eingeständnis der Liebe, sondern auf die uferlos kommentierte Form der Liebesbeziehung. (Roland Barthes; Fragmente einer Sprache der Liebe) O, Anima…